Tourtagebuch Indonesien

Kalimantan

04.01.2014 - 13.02.2014

 

 

"Zrambah" Punk-Rock aus dem Dschungel... oder: Spaß im Regenwald...


 

WO SOLL UNS DIESE REISE HINFÜHREN? In die Heimat der sanften Organ-Utans und lustig anzusehenden Nasenaffen. In die Heimat der Dayak-Völker, geschickter Kunsthandwerker und Jäger. Dort wo riesige määndernde Flüsse sich den Weg durch den Dschungel bahnen und die Straßen der Einheimischen die Flüsse sind und die Boote ihre "Autos"


KALIMANTAN bedeutet „Flüsse der kostbaren Steine“ und nimmt zwei Drittel der 3. größten Insel der Erde ein. Abgesehen von den großen Wirtschaftszentren an der Küste soll das Inselinnere Abenteuer pur im Regenwald und reiche Traditionen bieten. In den Küstenregionen siedelten sich über die Jahrhunderte Händler vieler anderer Inseln, Chinesen und Araber an. Im Landesinneren sind auch heute noch die Dayaks, Sammelbegriff für alle Ureinwohner, unter sich. Kalimantan soll eine schillernde, exotische Welt sein: dichte Dschungel und Regenwälder, Sümpfe, Berge, Kopfjäger und Flußboote. Wenn man die erschlossenen Küstenregionen verlässt soll man auch heute noch in kaum erforschte, abenteuerliche Regionen vordringen können. Mit über 25.000 blühenden Pflanzenarten gedeiht auf Kalimantan der ursprünglichste Regenwald der Erde.


Unsere Exkursionen sollen uns auch zu den Dayak-Stämmen im Mündungsgebiet des Mahakam Rivers und weit ins Landesinnnere hinein führen. Die Kenyah, Kayan, Iban, Ngaju und Dutzende andere Gruppen sind Bauern und Jäger und leben meist in kommunalen Langhäusern. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jh. waren die Dayak gefürchtete Kopfjäger. Heute erinnern nur noch Symbole in ihren kunstvollen Schnitzereien, Web- oder Perlenarbeiten daran. Die Punan sind Nomaden und leben im tropischen Regenwald als Sammler und Jäger. Fährt man von den sumpfigen Küstenregionen auf den Flüssen ins Landesinnere, trifft man hier noch auf viele traditionelle Dayak-Dörfer. Schwere Ohrringe ziehen die Ohrläppchen der älteren Dayak nach unten. Hände und Beine sind mit exakten Mustern tätowiert und die roten Zähne sind Ergebnis des Betelnusskauens.


WIR SIND BEREIT FÜR EIN NEUES ABENTEUER… KALIMANTAN WIR KOMMEN…

 

 

Dubai: Fast 6 1/2 Std. später, fast 750 Euro pro Person weniger in unserer Reisekasse aber dafür um 4.833 km unserem Ziel schon deutlich näher...

 

In 2 3/4 Stunden geht es weiter nach Kuala Lumpur unserem ersten Reiseziel...

 

 

05.01 - 07.01 Malaysia / Kuala Lumpur

Nach weiteren 5530 km haben wir nun endlich Malaysia erreicht. Wir wohnen direkt im quirligen Chinatown. Nach dem langen Flug und der Zeitverschiebung (bei uns ist es schon 7 Stunden später) ist erst einmal ausschlafen angesagt. Am späten Nachmittag erkunden wir noch ein bisjen Chinatown. Als ein Mönch mit seiner Bettelschale vorbeikommt gibt ihm Friedi etwas Kleingeld, zum Dank bindet er mir ein gelbes Bändchen ums Handgelenk das mit einem Gebet wohl noch alle bösen Geister -oder so ähnlich- von mir fernhalten soll. Nun kann ja nichts mehr schiefgehen...

 

 

Nach Friedis Frühstückshühnchen und meiner Ente mit Reis wollen wir uns heute den Sri Mahamariamman Tempel der nur drei Straßen weiter um die Ecke liegt anschauen. Dass eines der auffälligsten Bauwerke von Chinatown ein indischer Tempel ist, verwundert nur Neuankömmlinge die noch keine Erfahrung mit dem dichten Nebeneinander der Religionen in Malaysia gemacht haben. Der Sri Mahamariamman wurde 1873 gegründet und ist der älteste indische Tempel des Landes. Draußen an den Ständen vor dem Tempel können Blumenkränze gekauft werden, deren Duft über der ganzen Anlage liegt.


 

So wie es wohl scheint sind wir hier mittlerweile zu Tempelterroristen mutiert... Der Guan Di Tempel ist einer der ältesten chinesischen Tempel in KL. Verehrt wird Tao als Gott des Krieges, steht Guan Di neben dem Eingang des Tempels in seiner prächtigen Uniform und seine Kriegerischen Augen sind auf die Besucher fixiert, die die Tempelanlage betreten. Mit den beiden steinernen Löwen, welche sich vor den Toren aufbäumen, werden böse Geister erschreckt. Unzählige Gläubige besuchen täglich den Tempel und bringen mit ihnen Früchte, Blumen und Räucherstäbchen als Opfergaben für Guan Di.

 

Nachdem ich am Vortag ja dieses gelbe Bändchen von einem Mönch bekommen hatte, und mir mittlerweile zu Ohren gekommen war das Madam Wong eine der letzten Tempelwächterinen der Stadt war und Ihre Dienste als "Seherin" zur Verfügung stellt, dachte ich so bei mir, das kann ja wohl auch nicht schaden... Gesagt getan wir machten uns auf den Weg zum Sin Sze Si Ya Tempel. Wenn es einen Ort gibt, der die Entstehung und Entwicklung KL miterlebt hat, dann ist es der Sin Sz Si Ya Tempel, eines der ältesten taoistischen Heiligtümer, der versteckt hinter chinesischen Geschäftshäusern in einer kleinen Seitengasse liegt. Den Behälter voller Stäbchen durfte ich dann nicht schütteln und Madam Wong riskierte dann auch keinen Blick in meine Zukunft, den blöderweise war Sie gerade nicht da. Also nix mit der Beweihwässerung oder so ähnlich.... Hab ja schon mein Bändchen wird schon irgendwie ausreichend sein...

 

Nach dem ganzen Tempelkram und auch während dessen entpuppten wir uns auch als Architekturjunkies. KL hat ja echt einiges zu bieten. "Neu" frisst "Alt" und vor allem auch die berühmten Petronas Twin Towers..

So nun haben wir aber selbst die Schnauze voll von dem ganzen Kulturprogramm. Morgen früh um 5 Uhr gehts endlich nach Kalimantan. Grüße an das UFO verfolgte Deutschland. P.S. Zum Glück sind wir weit weg, damit wir nicht noch von Außerirdischen entführt werden...

 

Die letzten 1755 Flugkilometer mit Air Asia in knapp 2,5 Std hinter uns gebracht und jeder weitere 133 € ärmer, aber nun haben wir endlich unser Ziel erreicht...

 

 

 

 

08.01. - 12.02. KALIMANTAN

 

 

Ost Kalimantan - Mit einer Fläche von 245.238 km² ist Kalimantan Timur die größte Provinz Kalimantans, obwohl in ihr nur 3,5 Millionen Menschen leben. Riesige Sumpfgebiete mit Hunderten von Seen in den Mündungsdeltas der großen Flüsse sind ebenso schwer zu bereisen wie die dichten Regenwälder, in denen unter 800 Orchideensorten auch die seltene schwarze Orchidee blühlt. Verkehrsknotenpunkt ist die Ölstadt Balikpapan, von der aus die Hauptstadt Samarinda nur auf dem Landweg zu erreichen ist.  Ein Straßensystem exestiert nur rings um die Großstädte und zwischen Banjarmasin, Balikpapan und Samarinda. In Ost-Kalimantan durchziehen zahlreiche Logging Roads den Wald: das sind von den großen Holzgesellschaften angelegte Schneisen zum Abtransport der gefällten Bäume.

 

 

 

08.01. Balikpapan / Ost Kalimantan

 

Willkommen in Balikpapan... Balikpapan wenn ich das laut ausspreche hört sich das wie Musik in meinen Ohren an Balikpapaaaaahhhhnn. Wer will kann es ja auch einmal ausprobieren: Balikpapaaaahhhhhnnnn - gerne auch leise oder nur so in Gedanken... Voll die Hypnose oder was...Und alle auf Hypnose?

 

So jetzt mal Schluss mit dem Scheiss. Also über Balikpapan kann ich eigentlich nicht viel sagen, außer das es in Ost Kalimantan liegt und eine Ölstadt mit rund 435.000 Einwohnern ist. Der Taxifahrer immer nur Ya Ya sagte, aber trotzdem kein Englisch verstand und uns statts beim Hotel Mama, beim Hotel Mirama (hört sich ja fast gleich an) aus dem Taxi schmiss, es dort morgens zwei Scheiben Toast mit undefinierbarer Marmelade gab die echt kein Mensch brauch (Sie meinten es bestimmt besonders gut mit uns) Unser Loose Reiseführer Null-Koma-Null-Nix über Balik an Infos hatte, geschweige denn es überhaupt erwähnte. Wir aber nach unserem Frühstück beim Bakso-Suppenladen auf der anderen Straßenseite vom netten Suppenmann brühwarm alle erforderlichen Infos wie Busterminal ect. erhielten. Dann gibt es hier noch eine Vogelart die wohl zu tausenden in diversen Mauerritzen wohnen und morgens schon um halb fünf mit ihrem ohrenbetäubendem Morgengesang anfangen, womit man sich seinen Wecker sparen kann. Keine 24 Stunden später kehrten wir auch schon Balikpapaaaahhhnnn (H.p.o.e  -  .y.n.s. !!!) den Rücken und weiter ging es per Bus 120 km Richtung Norden nach Samarinda, Die 120 km schlugen dann mit ca. 3,33 € (50.000 Rupiah) nicht sonderlich schwer zu Buche.

 

Gerade im Moment fragt mich Friedi: wo ist das Klopapier vom Hotel aus Balikpapan?  Keine Ahnung weiß ich doch nicht. Friedi: Hast du das nicht mitgenommen? Nee hab ja nicht gewusst das du das haben willst. Friedi (ganz trocken): Na mir hams ja wohl voll dicke...

 

So ich hör jetzt mal auf zu schreiben, muss vielleicht noch Scheißhauspapier organisieren...

 

 

 

09.01.-11.01. Samarinda / Ost Kalimantan

 

Mehr als 725.000 Einwohner leben in der Hauptstadt der Provinz, die insgesamt etwas billiger, freundlicher und überschaubarer ist als Balikpapan. Selbst größere Schiffe können hier den bis zu 500m breiten Sungai Mahakam hinauffahren. Auf dem Fluss schwimmen zu Flößen zusammengebundene Baumstämme, an den Ufern stehen die Sägemühlen der großen Timber Companies.

 

Nach 3-5 Stunden Busfahrt erreichten wir dann auch Samarinda. An irgendeinem Bus-Terminal war erst einmal unsere Reise zu Ende. Am Busbahnhof winkte uns auch gleich eine junge Frau in Ihren Essensladen... So nun erst mal schön einen großen Tee mit Eiswürfel genießen... Als ich dann für 2-3 Minuten dort auf dem Klo verschwand, wurde dann wohl Friedi ausführlich von der jugen Frau "verhört", wo wir den wohnen wollen was wir hier unternehmen wollen ect. Irgendwann fing sie an zu telefonieren und hielt dann völligst unverhofft Friedi ihr Handy entgegen. Da wäre wohl ihr Freund am Ende der anderen Leitung der auch rein zufällig ein Guide sei und nun eben mit Friedi quatschen wollte, dann halt mal en kurzen Smalltalk mit dem Guide... Als ich zurückkam war das Gespräch schon beendet und ich ahnte von all dem nichts. Wir bekamen dann noch einen Flyer in die Hand gedrückt mit den ganzen Touren die Ihr Freund wohl mit Touris so durchführen würde...Nun wollen wir aber weiter mit einem Angkot (Minibus) zu unserem Hotel. Die junge Frau zeigte auf ein Angkot das uns fahren würde, noch kurze Frage meinerseits was es den kosten würde, worauf sie ihre Hand hob und fünf Finger zeigt, o.k. alles klar 5.000 Rp. ( 33 Cent) das kommt hin für eine Stadtfahrt. Als wir dann mit unserem Gepäck im Bus saßen fragten wir nochmals beim Fahrer nach, der darufhin mit einer 50.000 Rupiah Banknote lustig vor sich hinwedelte... Alle "Mann" wieder raus aus em Bus gesamt Gepäck und 100 Meter weiter an die Hauptvehrkehrsstr. gestellt, den nächsten Angkot angehalten der uns dann für 5.000 zum Hotel brachte... Wir waren echt noch nicht richtig am Hotel aus dem Bus ausgestiegen als schon irgend so en Typ ständig um uns rumhüpfte. Der quatschte dann auch ständig mit Friedi, als ich Friedi fragte wer das ist sagte er er hätte vorhin mit ihm telefoniert?!?!?!?!? Wie du kennst den? Ja, wir haben vorhin zusammen telefoniert. Hääähhh? Versteh ich nicht.... Der Typ ging dann auch gleich mit ins Hotel und nachdem er mitbekommen hatte das uns das zu teuer war, bot er uns auch gleich an in ein anderes zu fahren das billiger und auch sauber sei. Ja genau, dann soll der halt mal ne Stadtrundfahrt mit uns machen... Unterwegs labberte er uns dann völligst mit seinen ach so tollen Touren voll. Nachdem er dann kapiert hatte das wir aber gerade im Moment keine Tour machen wollen, da wir andere Pläne hatten und wir angeblich schon den nächsten Tag mit dem Lokal-Schüttelbus weiter wollten, hatte der natürlich auch gleich wieder eine Idee... Also mit so einem Schüttelbus für ein paar Rupiah das wäre vielleicht echt gefährlich, hier würde es echt oft regnen und die Straßen würden sich dann in wahre Schlammpisten verwandeln und wenn der Bus dann stecken bleibt wären wir dann vielleicht zwei Tage im Regenwald ohne Hilfe!!! Aber mit einem Privatauto inkl. Fahrer wäre das ne ganz sichere Angelegenheit. Der Platz als Beifahrer würde 300.000 und einer von den weiteren 5 Plätzen hinten würde 250.000 kosten. Ich nehme mal an das ganze Auto also um die 1,5 Million Rp. (100 €), weiterhin wäre es wahrscheins unser Problem die "Karre "voll" zu bekommen. Ja ja genau und morgen früh zieh ich mir die Hosen mit der Beißzange an (vielleicht kann er mir die ja auch noch verkaufen). Das Guesthouse war dann soweit o.k. und wir ham uns dann noch freundlich für die kostenlose Sightseeingtour mit ihm bedankt, mit dem Hinweis wir hätten ja seinen Flyer mit seiner Handy-Nr. und würden uns dann garantiert (nicht) bei ihm melden wenn wir Lust auf einen Ausflug hätten. Aber trotz alledem, das ist legitim und irgendwie muss der ja auch ein bisjen Geld verdienen, nur eben nicht mit uns...

 

Abends gingen wir dann noch in ein total überfülltes Einheimisches Essenshaus (Rumah Makan), wo wir ein Ehepaar aus Samarinda kennenlernten, die waren echt total süss und nett die zwei. Als es anfing wie aus Eimern zu schütten, boten Sie uns an das sie uns mit ihrem Auto zurück ins Hotel fahren würden. Gesagt getan, Friedi wollte nur noch schnell unsere Getränke und das Essen bezahlen und dann könnte es auch schon los gehen. Das mit dem bezahlen wurde dann allerdings nichts, da die Muslimin mittlerweile schon für uns alle bezahlt hatte, die zwei nahmen dann auch kein Geld von uns an, es wäre ihnen schließlich eine große Freude gewesen mit uns zusammen zu essen. An dieser Stelle noch einmal Danke für die nette Gesellschaft und die Einladung zum Essen!

 

 

Neuer Tag neues Glück. Nachdem wir unser Frühstück im Guesthouse verpennt hatten, (was ja eigentlich kein Wunder ist, da unser Zimmer kein Fenster hat und es im Zimmer auch den ganzen lieben langen Tag hier ebenso Nacht sein könnte) beschlossen wir einen Ausflug ins 26 km entfernte Pampang zu unternehmen. Dort leben in einem Transmigrationsdorf hunderte von Kilometer von Ihrem Heimatdorf entfernt eine ganze Dorfgemeinschaft vom Stamm der Kenyah Dayak. Ihre Kultur haben Sie über Jahrzehnte farbenfroh und lebendig erhalten. Charakterisches Merkmal der Dayak-Kultur ist das Langhaus. Bis zu 180m lang, 15-20m breit und auf bis zu 5m hohen Pfählen errichtet, können an die 300 Menschen in einem Langhaus leben. Nach Kaffee ohne Frühstück ging es mit dem erst besten Angkot ersteinmal wieder quer durch die Stadt zu irgendeinem Bus-Terminal. Dort wurde dann auch lustig mit einem 100.000 Rupiah Schein gewedelt, worauf wir dann mit einem 50.000 zurückwedelten. Nach unserer erfolgreichen "Wedelei" ging es dann Richtung Pampang...

500 Rupiah Schein mit Rumah Adat Kalimantan Timur - traditionelles Haus für Zeremonien (Serie 3 / 1992 - 2000 im Umlauf) im Privatbesitz
500 Rupiah Schein mit Rumah Adat Kalimantan Timur - traditionelles Haus für Zeremonien (Serie 3 / 1992 - 2000 im Umlauf) im Privatbesitz


 

Da Pampang quasi mitten in der Pampa liegt und weit und breit kein Bus in Sicht war, machten wir uns per Fuß auf den 5 km langen Rückweg zur nächsten Weggabelung Richtung Samarinda. Unterwegs hätte es dann auch fast ein Unglück gegeben, an einer Straßenbaustelle, wo gerade die Straßenfugen mit Teer verfüllt wurden, hatten die und auch wir nix besseres zu tun als uns gegenseitig zu "bestaunen" (die weil sie wohl nicht oft Touris sehen und wir wegen den Arbeiten) jedenfalls der eine von den zwei Typen machte in einer großen Blechdose den Teer über einem offenen Feuer warm und vor lauter klotzen hat der dann seine Dose mit dem ganzen heißen Teer umgeschmissen. Zum Glück hatte er Gummistiefel an, da er sich ansonsten seine eigenen "passgenauen" selbst geschustert hätte... An der Weggabelung angekommen wurden wir dann innerhalb kürzester Zeit von einem Jeep aufgegabelt. Die drei Jungs fuhren uns dann zurück bis Samarinda, zwischendurch gab es noch Goreng Tahu (fritierter Tofu) und kostenlose Kippen für uns. Hier gibt es so viele liebenswerte nette Menschen, auch wieder hier: vielen Dank für diesen kostenlosen Transfer, die Snacks und Zigaretten!  Jetzt haben wir aber schon nach 17:00 Uhr und langsam wird es Zeit zu frühstücken...

 

Neuer Tag; Wieder in unserer Dunkelkammer das Frühstück verpasst... Heute wollen wir rüber nach Seberang das am anderen Ufer des Flusses liegt und bequem mit einem Flusstaxi zu erreichen ist. An der An- u. Ablegestelle wedelten  die dann auch gleich mit 20.000er rum, worauf wir mit einem 10.000er wedelten... In Seberang auf der anderen Flussseite bot sich uns auch gleich ein ganz anderes Bild als in Samarinda. Schöne Holzhäuser die an kleinen Kanälen vom Mahakam-River lagen und oft mit eigenen Stegen zur Straße verbunden waren. 

 

In der Jalan Bendahara hörte man dann die Webstühle klackern in den häuslichen Sarong-Webereien. Die Samarinda-Sarongs die in ganz Indonesien bekannt sind werden mit aufwendigen Mustern in Handarbeit über mehrere Tage hergestellt. Als wir so die Straße entlang schlenderten wurden wir dann von einer Weberin in ihr Haus eingeladen. Wir duchquerten das kpl. Haus (rechts u. links vom Gang  lagen jede Menge kleine Zimmer) um in den hintersten Raum zu gelagen wo der große Webstuhl war. Das Haus entpuppte sich als kleineres Langhaus, das bestimmt um die 50m lang war. Währenddessen folgte uns eine riesige Scharr von Kindern die laut johlend und völligst duchgedreht, als ob Sie aus einer Irrenanstalt entflohen wären, im Haus rumrannten, sich in den Wäschekorb mit der frischen Wäsche legten und auf dem Tisch rumtanzten. Die einzigste normale Person war eindeutig die Weberin die dem ganzen Treiben nicht sonderlich viel Beachtung schenkte. Da gab es dann einen Jungen der ständig Friedi bequatschte und meinte er soll sich doch mal seinen Freund anschauen, Friedis Blick schweifte zu dem "Freund" (wurde von oben nach unten begutachtet) doch was ist das? Sein Blick blieb an den Füßen hängen, hier stimmt doch irgendwas nicht..... 1,2,3,4,5,6, nochmal 1,2,3,4,5,6 der hat ja an seinem einen Fuß 6 Zehen, na der wird ja viel Spaß beim Schuhe einkaufen haben. Nach der Langhausbesichtigung zeigte Sie uns noch wie sie Webereien ohne den großen Webstuhl herstellte. Wer mich ein klein wenig kennt, kann sich vorstellen das es nicht lange dauerte bis ich Feuer "gefangen" hatte und mir einen weiteren Sarong kaufte (ja Friedi ich weiß, eigentlich habe ich ja schon mehr als genug aber noch keinen aus Kalimantan und erst recht noch keinen der in Handarbeit hergestellt wurde). Für 400.000 Rp. (ca. 26 €) wechselte er dann seine neue Besitzerin. Wem der Preis nun etwas hoch erscheint; hierzu kann ich nur sagen das Handarbeit meistens sowieso nicht gerecht bezahlt wird, Punkt aus fertig... Mir macht es auch einfach Spass solche Frauen zu unterstützen.

 

Auch hier gab es wieder kostenlose Geschenke... Auf der Dorfstraße stand ein großer Rambutan-Baum, der von den Kindern gerade geplündert wurde, ständig kamen sie angerannt und steckten mir händeweise die Rambutans zu. Langsam denk ich die sehen uns an das wir noch nicht gefrühstückt haben. Und auch wieder hier: Danke liebe Kinder für das leckere Obst...  Morgen wollen wir dann weiterziehen hoch Richtung Norden.

 

 

 

12.01. - 17.01. Sangatta Nationalpark Kutai / Ost Kalimantan

 

Heute geht es weiter in den Nationalpark von Kutai. Schon 1936 hat der Sultan von Kutai die 200.000 ha Tieflandregenwälder um den Sungai (indon. Fluss) Sengatta unter Schutz gestellt, um die artenreiche Fauna zu erhalten u.a. Orang Utans, Gibbon, Nasenaffen und Banteng.

 

In Samarinda musten wir ersteinmal wieder kreuz und quer durch die halbe Stadt mit einem Angkot fahren um an das Busterminal Richtung Sangatta zu gelangen. Im Minibus wurden wir dann natürlich nach unserer bisherigen Reise befragt und alle Insassen waren doch recht Neugierig wie es uns den so in Malaysia / Kuala Lumpur gefallen hat. Da ich ja weiß das sich die Indonesier und die Malayen nicht wirklich gut leiden können erzählte ich dann das Kuala Lumpur schon toll sei aber die Malaien (das ist auch wirklich meine Meinung) nicht einmal halb so freundlich wie die Menschen hier in Kalimantan sind. Ich lobte dann die Gastfreundschaft in den allerhöchsten Tönen und der ganze Bus war hellauf begeistert und stimmte mit ya ya und "schwerem" Kopfnicken mir zu. Das ging dann sogar soweit das die uns die Bustickets vor lauter Freude bezahlt haben und am Terminal angekommen wurden wir dann per Handschlag von allen inklusive dem Fahrer verabschiedet. Ja ja da war was los im Angkot sag ich euch... Die Fahrt ging dann vier Stunden für ca. 2 € (35.000 Rp.) den Trans-Kalimantan-Highway Richtung Norden entlang. Stellt euch jetzt aber bloss keinen Highway von riesigen Dimensionen vor, der Trans-Kalimantan-Highway ist eine zweispurige Straße die teilweise mit tiefen Schlaglöchern übersäät ist.  Da es schon recht spät war und es auch Sonntag war suchten wir uns ersteinmal eine Schlafgelegenheit für eine Nacht, da am Sonntag wohl das Büro für unser benötigtes Permit für den Nationalpark geschlossen sein soll. Da wir schon wieder nicht gefrühstückt hatten und unsere Mägen mittlerweile wie Tiger knurrten machten wir uns auf den Weg zum nächsten Rumah Makan. Dort angekommen war die Chefin leicht über uns Touris irritiert und drückte mir kurzerhand den großen Löffel in die Hand damit ich mich an der Essensvitrine selbst bedienen konnte, den Löffel reichte ich dann nachdem mein Teller reichlich gefüllt war auch gleich an Friedi weiter... Ja genauso wird man im Handumdrehen Restaurantbesitzer, andere Gäste mussten wir dann nicht bedienen, da keine da waren... Zurück ging es dann mit einem Jeep der ebenfalls wieder nichts kostete...

 

Der nächste Morgen oder die Suche nach dem Office für das NP-Permit: Dank unserem Stefan Loose Reiseführer über Kalimantan der da wohl geschrieben hätte man bekäme in Sangatta das von uns heiß begehrte Permit machten wir uns auf die Suche nach dem Office. Am Wegesrand wurden wir abermals von einem Jeepfahrer "eingefangen" der uns ins besagte Büro bringen wollte. Wir hatten zwar den Straßennamen aber kein Mensch in ganz Sangatte schien diese Straße zu kennen, und mit Permit schienen die auch nicht sonderlich viel anfangen zu können,.. Also mal ganz kräftig die Windungen im Gehirn aktiviert und ganz scharf nachgedacht wie wir das denen den begreiflich machen können.  o.k. ich denk ich habs: Kantor Taman Hutan Nasional. Schnell noch auf Blatt Papier geschrieben und dem Fahrer überreicht. Der fuhr dann so ne geschlagene Stunde weiter quer durch Sangatta mit uns bis wir dann auch schließlich das Büro Nationalpark erreichten. Blöderweise war es wohl schon das richtige Büro, allerdings gäbe es noch eine weitere kleine Außenstelle wo wir das besagte Permit dann wohl erhalten würden. Alle wieder in den Jeep und weiter ging die Fahrt. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir dann endlich die "Außenstelle" gefunden. Welch ein Glück dem Ziel so nah. Doch um es etwas salopp auszudrücken: Arschlecken, es war geschlossen. O,k. neuer Plan im Loose steht das es in Bontang ca. 60 km weiter ein weiteres Office gibt. Alle wieder in den Jeep und auf nach Bontang... Nach weiteren 2 Stunden hatten wir dann auch endlich das Büro gefunden. Dort bekammen wir dann einen schönen Flyer und ein Postkartenmäppchen geschenkt und ein Permit gäbe es hier nicht, sondern direkt in Sangatta am Pier vom Fluss beim zuständigen Parkranger... Also nach insgesamt vielleicht so um die 7 Stunden waren wir dann endlich am Pier wo es mit einem kleinen Außenborderboot in den Nationalpark ging. Freudige Nachricht: dort gibt es kein Restaurant, bitte das Essen und Trinken selbstmitbringen. Friedi organisierte dann in Windeseile Reis, Nudeln, Tee, Susu, Fisch in Dose, Garlic, Zwiebeln, Würstchen, Eier, Erdnüsse, süsse Brötchen, Kecap Manis  und Wasser. So alles dabei nun geht es endlich los. Wir fuhren dann bei Einbruch der Dämmerung den Sungai Sangatta Richtung Kutai. Die halbstündige Flussfahrt hinein in die Nacht war einfach atemberaubend,  das Abenteuer beginnt, Kalimantan here we are... So hatten wir uns das in unseren kühnsten Träumen nicht vorgestellt.... Hier herrschte eine so unglaubliche Atmosphäre mit den letzten Sonnenstrahlen die durch die Wolken brachen, nun sind wir wahrhaftig in Kalimantan angekommen...

 

 

Im Headquarter angekommen bot uns dann Gariada an sie könnte die nächsten Tage -wenn wir das möchten- für ein kleines Entgeld für uns kochen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und in windeseile wechselten unsere Essensvorräte den Besitzer. Gariada "zauberte" dann noch unser Abendessen und Udin erzählte uns noch so einiges über Prevab (das ist der Distrikt hier im NP). Hier hatten wir dann auch das schönste Bad (endlich Mandi, Mandi und keine blöde Dusche mehr) und die besten Matratzen (da Schaumstoff und nicht Federkern) auf unserer bisherigen Reise.

 

 

Ihr könnt euch garnicht vorstellen wie gut wir geschlafen haben mit dem ganzen Dschungelkonzert um uns herum. Morgens so gegen sieben machte mich dann ganz aufgeregt Friedi wach, ich müsse sofort aufstehen draußen wäre ein Orang Utan. Noch völlig schlaftrunken und im nächsten Moment hellwach eilte ich auf die Terrasse und wir sahen einem riesigen Männchen zu, wie er gerade seinen "Schlafbaum" (der wirklich und wahrhaftig keine 10 Meter von unserem Zimmer entfernt stand) herunterkletterte um dann im Dickicht im Wald zu verschwinden.  Leute ich sag euch: ich hätte es nie für möglich gehalten so nah bei einem wilden Orang Utan die ganze Nacht zu verbringen. Im übrigen war das der erste wilde Orang den Friedi und ich auf all unseren Reisen zu Gesicht bekommen haben, zuvor waren es immer nur rehabilitierte also halbwilde. We are so lucky, yes, yes, yes. Rings um unsere Hütte hier tummeln sich sowieso allerlei Tiere, Warane von mindestens 1m - 1,2 m Länge, jede Menge Makaken, Schmetterlinge so groß wie meine Hand, Tausendfüssler von wirklich stattlicher Größe, sowie Hornissen und Insekten in den schönsten Farben und Formen. Ständig hören wir Nashornvögel deren Flügelschlag weit über dem Regenwald erklingt...  Zikaden geben sich ein permanentes Stelldichein mit ihrem gezirpe das fast den ganzen Tag zu hören ist, etliche Vögel erfüllen den Wald mit ihren Rufen und Gesängen...

 

Wir waren die einzigsten Gäste im Park und das ganze Hauptquartier war quasie in deutscher Hand. Udin und Gariade hatten eine eigene Hütte  die weiter Flussaufwärts stand. Laut Udin soll es hier um die 25 Orang Utans geben, in einem Umkreis von 5 km, die Chance weitere Exemplare dieser wilden Spezies hier zu sehen ist relativ hoch. Gegen Mittag machen wir uns gemeinsam mit Udin in die tiefen des Waldes auf. Das Gelände ist relativ flach und nur selten geht es ein wenig hoch oder runter, das ganze ähnelt mehr einem Spaziergang als einer ausgewachsenen Treckingtour, man kann sich voll und ganz den vielen Farnen, Flechten, Moosen, Tieren und dem schönen Nebelwald widmen. Bei größeren Insekten ist meine erste Frage immer: Poison? Sobald es verneint wird, wird das Krabbeltier dann ausgiebig "wissenschaftlichen" Untersuchungen unterzogen...

 

Während der ganzen Zeit hielten alle die Augen und Ohren offen um eventuell "Waldmenschen" zu entdecken. Irgendwann trafen wir dann auf zwei indonesische Studenten die hier zur Forschungsstation gehören und die Lebensweise der Orang Utans studierten und dokumentierten. Hoch oben in den Bäumen hörte man dann eine Mutter mit ihrem Baby durch die Urwaldriesen streifen...

 

Der Dschungel hier ist regelrecht mit Flüssen durchzogen die sich gelblich-braun gefärbt durch den Regenwald "schlängeln". Nach starken Regenfällen sind teilweise größere Gebiete mehr als knöcheltief überflutet und Udin hat mit seinen Gummistiefeln wirklich gut "lachen". Udin mit seinen 51 Lenzen ist nun seid 5 Jahren Guide und kennt sich wirklich gut aus und er ist ein mehr als angenehmer Zeitgenosse.

Die Entwicklung einer Würgefeige beginnt wenig spektakulär: Im Kronendach setz ein fruchfressendes Tier z.B. ein Vogel oder Affe Kot und damit den Samen einer Würgefeige ab, der unter günstigen Bedingungen keimt. Anfangs lebt die junge Feige epiphytisch, doch das wird anders werden, denn sie beginnt Luftwurzeln in Richtung Waldboden zu schicken - manche frei in der Luft, manche am Stamm. Das hat natürlich Folgen für den Wirtsbaum. Dessen Stamm wird durch das enge Geflecht der Feige regelrecht stranguliert. So stirbt der Wirtsbaum einen langsamen Tod, der Jahre dauern kann. Unterdessen ist das Geflecht der Feige so stabil geworden, dass sie ohne Stütze durch den Wirtsbaum bestehen kann. Sie übernimmt dessen Platz, ihr "Stamm" ist deswegen innen hohl.

 

Wenn wir nicht im Wald unterwegs waren streifen wir zwei rings um Headquarter mit unserem Stativ und unserer Kamera umher und lauschten dem Klang des Waldes und seiner Bewohner in der Hoffnung auf eins, zwei gute Schnappschüsse. Wenn ich als alleine unterwegs war und nach meiner Rückkehr Friedi wissen wollte was ich den so alles gesehen habe, erzählte ich immer irgendwelche "Geschichten" von riesigen Orang Utan Gruppen, Jaguaren oder Zebras die ich angeblich gesehen hatte...

 

Im laufe des dritten Tages war es dann mit unserer romantischen Zweisamkeit vorbei... Udin hatte einen Touristen im Schlepptau. Ich lag gerade mit der Kamera bewaffnet auf der Lauer nach den Waranen als die zwei den Steg zum Hauptquartier entlangliefen. Der "neue" stellte sich dann als Leo aus Holland vor und als er dann Gariada die Hand gab und die kein Wort verstand da sie eigentlich nur indonesisch kann und auch kein Ton sprach, meinte dann Leo zu Udin: Your women have a nice voice... Ich dachte dann so bei mir: na das kann ja heiter mit dem werden... Zum Glück entpuppte er sich dann als ruhiger umgänglicher Mitbewohner. Leo hatte mit seinen 71 Jahren auch schon so einiges erlebt und seine Reisegeschichten waren teilweise schon recht interessant und amüsant. Reiseproviant hatte er auch mitgebracht: zwei große Päckchen Weißbrot, ein Glas Marmelade, ein Paket süsse Brötchen und etwas Reis das er wohl mit der Marmelade zu Milchreis verarbeiten wollte. Da Garida gerade mit unserem Essen kochen fertig war luden wir dann Leo zum gemeinsamen Abendessen ein. Reis, Nudel, Tempe, Gemüse, Eier und Tee mit Susu (Milch). Nachdem Leo sich an den ganzen Köstlichkeiten sattgegessen hatte, wechselten dann auch seine Vorräte den Besitzer. Von nun an gab es morgens immer Toastbrot mit Marmelade was mir eigentlich überhaupt nicht in den Kram passte...

 

Leo blieb dann 2 Nächte und wir drei unternahmen dann auch noch zusammen mit Udin einen Treck. Leo schlug sich mehr als gut und über seine Körperliche Fitness war ich schon ein bisjen erstaunt. Als es dann über einen ca. 30cm dicken Baumstamm der um die sieben Meter lang war gehen sollte ließen wir logischerweise dem "schwächsten" Glied unserer Gruppe den Vortritt. Durch den langen Regen der vorherigen Nacht war es an manchen Stellen richtig glatt und Leo rutschte den Abhang zum Baumstamm herunter das ich schon dachte gleich stürzt er die 4 Meter runter in den Fluss... Im letzten Moment griff er zu einem dünnen Baum und das Unglück nahm glücklicherweise nicht seinen lauf... Leo (so halb verdreckt) bestieg dann den Baumstamm der nicht etwa durch ein Seil zum festhalten oder so ähnlich gesichert war zu bewältigen, Udin gab zwar Leo die Hand um die Situation gemeinsam zu bewältigen aber Leo bekam weiche Knie und machte nach einem Meter wieder kehrtum. Also wenn ich jetzt mal ehrlich bin war ich nicht sonderlich betrübt das ich nicht über diesen Baumstamm laufen musste. Leider sahen wir keine Orang Utans aber dafür eine große Gruppe von 4 - 5 Nashornvögel die über den Baumwipfeln mit lauten Flügelschlagen hinwegflogen. Zurück am Hauptquartier als alle gerade ihre Schuhe aus hatten kam dann Udin und sagte uns ganz in der Nähe sei ein Orang Männchen. Nasse Socken und rasch die nassen Schuhe wieder angezogen, Stativ und Kamera geschnappt und zurück ging es wieder. Keine 200 m weiter saß ganz in Ufernähe ein gewaltiges Männchen mit riesigen Backenwulsten im Baum. Nachdem ich 1-2 Fotos mit Blitz gemacht hatte bemerkte ich das es wohl anscheinend kein gefallen bei dem Männchen fand und schaltete meinen Blitz aus. Leo schien von all dem nichts zu bemerken und ein wahres Blitzlichtgewitter brach über den Orang herein. Nachdem ich mir dann wirklich sicher war das es keine gute Idee ist (er gab mittlerweile Warnlaute von sich) machte ich dann Leo darauf aufmerksam der dann auch sofort seinen Blitz ausschaltete. Leo war hin und weg von dem Orang was auch selbstverständlich war und als der Orang von dem großen Baum kletterte (der Baum stand alleine und ein Baumwechsel war nicht möglich) bestieg er einen  Bambushain ein paar Meter weiter. Leo machte die ganze Zeit ein Foto nach dem anderen und ich bekam langsam das Gefühl das der Orang Utan sich von uns in die "Ecke" getrieben fühlte. Kurz darauf verließ der Menschenaffe unter lauten Warnrufe den Hain (ich denke er machte einen Scheinangriff) und "rannte" direkt auf uns zu. Leo schien in seinem Fotowahnsinn die gefährliche Situation überhaupt nicht wahrzunehmen. Udin kam auch schon vom Hauptquartier angelaufen und bestätigte das ganze und ging sofort zu Leo der das immer noch nicht ganz zu kapieren schien. Friedi und ich trotteten dann zurück und auch Udin der Leo nicht aus den Augen ließ kam kurz darauf zum Abendessen. Ich quatschte dann noch ein wenig mit unserem Guide der erzählte das es sich um das selbe Männchen handelte das am ersten morgen bei uns vom Baum stieg und um die 30 Jahre alt war. Die restliche Zeit hier verlief dann ziemlich unspektakulär... Ich kann wirklich nur jedem empfehlen bei wilden Tieren genau auf die Gestik und Körperhaltung zu achten und im übrigen sollte man Tiere in ihrem Terretorium so gut es eben möglich ist respektieren und nicht um jeden "Preis" ein tolles Foto zu erhalten. Klar lernt man mit den Jahren dazu und versteht auch besser und schneller - keine Frage. Oft begnügen wir uns schon mit wenigen Fotos und beobachten lieber und speichern das alles als Erinnerung in unseren Köpfen ab...

Danke an Leo für das Bild
Danke an Leo für das Bild

 

 

Am frühen morgen unseres 5 Tages verliess uns Leo und machte sich auf die Reise nach Sulawesi. Wir hoffen du kannst etwas mit den Informationen von uns anfangen und wünschen dir noch weiterhin viel Spass auf deinem weiteren Tripp... Es war schön dich kennengelernt zu haben und bleib wie du bist. Selamat jalan - tschüss machs gut...

 

Nachmittags nachdem unsere Wäsche endgültig von der Sonne getrocknet war, die Rücksäcke gepackt waren und die Rechnung für die 5 Tage beglichen war - 1,35 Millionen zusammen was in etwa 70 € entspricht - machen auch wir uns wieder zurück auf den Weg in die Zivilisation. Udin und seiner Frau haben wir dann noch ein kleines "extra" von 100.000 Rp. überreicht. Euch zwei ein dickes Dankeschön für die tolle unvergessliche Zeit die wir mit euch verbringen durften . Terima kasih...

 

Noch ein letzter Blick in den Nebelwald von Taman Kutai...

 

 

Zurück am Pier ging es dann beladen mit unserem Gepäck zu Fuß zur nächsten Bus-Haltestelle die glücklicherweise nur ein paar Minuten entfernt lag. Ihr könnt euch ja vorstellen das wir nicht sonderlich lange unentdeckt blieben.  Wir verfolgten das geschäftige Treiben auf der "Hauptstraße" und einige Schulmädchen teilten währenddessen mit uns ihre Fruchtgummis. (Danke Mädels die waren echt lecker). Irgendwann kam dann auch der Schulbus der uns zum Terminal zwecks Rückfahrt nach Samarinda brachte. Die Rückfahrt verlief ersteinmal soweit ganz gut, wir saßen hinten auf der Rückbank, ich ganz links direkt an der Tür und Friedi neben mir. Bei jedem Schlagloch das der Fahrer etwas zu rasant durchfuhr machten alle Mitreisenden auf der Rückbank einen schönen Satz nach oben und es war natürlich nur eine Frage der Zeit bis die wieder anfangen würden sich in die Kotztüten die von der Decke hingen zu übergeben. Einen Zwischenstop wurde noch kurz im Arafat eingelegt damit die Mägen wieder gefüllt werden konnten und man sich mit kalten Getränken versorgen konnte. Wir waren schob 3 1/2 Stunden unterwegs und hatten fast unser Ziel erreicht als plötzlich Friedis Sitznachbar sich quer über uns zwei in einem echt rasanten Tempo schmiess, seinen Kopf sowas von zielsicher durch das geöffnete Fenster bugsierte und den Bus mit einem wirklich schönen roten Kotz-Airbrush verzierte. Kopf wieder rein in den Bus, uns angeschaut (dabei die restliche Kotze mit dem Hemdsärmel vom Mund gewischt) und Entschuldigung gemurmelt, worauf ich nur kurz antwortete: tidak ada massala - no problem. Keine 30 Sekunden später stürzte er erneut im Senkflug auf uns drauf und wieder völligst zielsicher durch das halb geöffnete Fenster mit dem Kopf  und weiter das neue Airbrush vervollständigt... Mich wundert es noch jetzt wie er das hinbekommen hat die Scheibe nicht mit seinem Kopf zu zertrümmern, tja gelernt ist wohl gelernt... Wieder eine Entschuldigung worauf ich diesmal aber nicht mehr antwortete damit ich keinen Lachkrampf bekomme.  Und ich bin mir ziemlich sicher: wenn ihr das gesehen hättet wir der quer über Friedi und mir lag mit dem Kopf aus dem Fenster, ihr hättet euch vor lachen in die Hosen gepisst. Drei Minuten später hat er dann sein Handy geschnappt seine Frau angerufen und gefragt was es zum Abendessen geben würde und wann er ungefähr zu Hause sein wird... In Samarinda angekommen stellte ich mich dann auf total blöd und machte so als ob es nicht kapieren würde das die Tür durch das geöffnete Fenster von außen geöffnet werden musste. Zum Abschied schüttelte er uns noch kräftig die Hände, machte Fotos von uns und bedankte sich für unsere Gesellschaft.

 

 

18.01. Samarinda / Ost Kalimantan

 

Morgen soll unsere Reise weitergehen, wir wollen auf dem zweitlängsten Fluss Borneos dem Sungai Mahakam einige Tage auf Flussbooten verbingen und einen Trip nach Ulu wie hier das Gebiet flussaufwärts genannt wird unternehmen. Wir hoffen auf einige Dayak Dörfer zu stossen und vielleicht mit in einem Langhaus übernachten zu dürfen...

 

Auf bald Friedi dan Manuela

 

 

 

19.01. Sungai Mahakam

 

Der Sungai Mahhakam ist der längste Fluss der indonesischen Provinz Kalimantan. Er hat eine Gesamtlänge von 960 Kilometer, von denen 523 Kilometer schiffbar sind, er entspringt an der Grenze zu Sarawak (Borneo) und mündet nahe Samarinda in die Straße von Makassar. Von Samarinda aus soll es für uns flussaufwärts gehen...

 

Buchstäblich in letzter Sekunde erreichten wir morgens kurz nach sieben Uhr unser Schiff, das zwar bereits abgelegt hatte aber nachdem uns die Besatzung noch gesichtet hatte  "kehrt" machte und uns auch noch einlud... Endlich: Alle Mann an Bord - Leinen los...

Nachdem wir unsere Rucksäcke zwischen den Passagieren, Mopeds, diversen Holzkisten und allerlei sonstiger Fracht verstaut hatten erkundeten wir ersteinmal das Schiff. Es gab quasi zwei Decks, das untere (das wir bezogen hatten) und das obere Deck das wohl so etwas wie die 1 Klasse darstellen sollte. In der Mitte war ein "Flur" und rechts und links waren dünne Matratzen ähnlich wie Isomatten auf dem Boden verteilt und diese waren durch niedrige Holzstreben abgeteilt und jeder hatte somit seinen "eigenen" Bereich. Dann gab es noch kleine Fenster damit die Frischluftversorgung gesichert war und man zumindest ein klein wenig die Aussicht genießen konnte. Auf unserem Deck -nämlich hinten am Heck- war dann die offene Küche wo man allerlei Krimskram wie Knabbereien, Kaffee, Tee, Suppe, Reis mit Gemüse, Hähnchen, Fisch und auch Getränke mit Eis kaufen konnte. Bei Teh Gula (Tee mit Zucker) ließen wir uns "treiben" und zogen die vorbeischwimmende Landschaft und das treiben auf dem Mahakam regelrecht in uns auf. Die ersten Kilometer um Samarinda sahen wir unzählige Ozeanriesen und riesige Frachtkähne (keine Ahnung von wieviel Bruttoregistertonnen) die oftmals mit Kohle beladen waren und von kleinen Schleppern den Mahakam bergauf oder bergab gezogen wurden. Die Ufer waren dicht besiedelt und von Häuser auf Stelzen gesäumt und der erste Fisch vom frühen morgen wurde sortiert und zum trocknen in der Sonne ausgelegt... Hin und wieder sahen wir große Anlagen wo die Frachtkähne über Laufbänder direkt mit der Kohle beladen wurden und diverse Schiffswerften wo emsig an den neuen Schiffen gearbeitet wurde.

Unser ursprünglicher Plan lautete: Zwei bis drei Stunden bis zur nächsten größeren Stadt Tenggarong mitzufahren, tja wie soll ich sagen; den Plan hatten wir dann in kürzester Zeit über Bord geworfen und beschlossen einfach bis zur Endstation nach Melak weiter den Mahakam zu bereisen. Nun wollt ihr bestimmt wissen wie lange es denn so dauern könnte von Samarinda nach Melak zu kommen. Können wir selbst nicht sagen, zwischen 16 und 36 Stunden aber das ist uns sowas von total scheißegal weils echt richtig gut hier ist und wir uns im Moment nichts vorstellen können das uns glücklicher machen könnte... Der eine oder andere von euch will nun bestimmt wissen wie es den mit den sanitären Einrichtungen bei uns auf dem Boot so aussieht... Ganz ganz ehrlich ich hatte zu Friedi gesagt wenn wir irgendwann von Bord gehen will ich so en Klo mitnehmen... Also ratsam ist es alle Wertgegenstände nicht ins Klohäuschen (das auch gleichzeitig Mandi Mandi war) mitzunehmen, den wenn du Pech hast sind hinterher alle Reichtümer weg... Also du machst die Tür auf hast so 1 1/2m² um dich auszutoben, in der Mitte ist ein ovales Loch im Boden und wenn du nach dem Kacken und dem linke Hand gewische noch eine Weile in der Hockposition bleibst kriegst du auch gleich den Arsch schön trocken geföhnt da unter dir der Mahakam hinweg rauscht und bei unserer recht zügigen Reisegeschwindigkeit ein richtig toller Luftstrom  eindeutig spürbar war... Dann gibt es noch mehrere kleinere Löcher die rings im Lokushäuschen im Boden sind damit alles was nicht direkt durch das große Loch den Weg nach unten fand mit einem Wasserschlauch (den man vorher auch aus so einem kleinen Loch rauszieht) zielsicher nach draußen bugsiert werden konnte. Nachdem das Klo dann wieder sauber war konnte man sich noch draußen vor der Tür mit dem gemeinschafts Handtuch das auf dem Boden lag die Füße trocken wischen... Wenn wir gerade so schön bei der Körperhygiene sind; zwischen den Klos hingen große Spiegel an denen immer Kämme mit einer Schnurr befestigt waren, für Friedi sinnlos für mich schon eher interessant... So nun aber genug davon wir sind hier ja schließlich nicht auf einem Wellness-Trip. Gegen Mittag nahmen wir dann bei den zwei Mädels in der Bordküche unser Früstück zu uns und Friedi besichtigte noch den Maschinenraum mit einem neuen "dicken" Nissan-Motor. Halbwegs normal konnnte man sich nur im hinteren Teil des Schiffes unterhalten, da der Motor die ganze Fahrt über in einer ohrenbetäubenden Lautstärke arbeitete. Trotz dieses enormen Lärmpegels hörten wir oft wie riesige Schwärme von Vögel unseren Weg kreuzten und das Vogelgezwischer eindeutig alles andere übertönte. Die Landschaft und das Leben auf dem Fluß fing auch langsam an sich zu verändern, nun dominierten die Ces (kleine Langboote mit Außenborder/Tümmler) das Flußbild, Lastkähne sah man nur noch selten und die Ufer waren weniger dicht besiedelt. Unterwegs "dogten" dann immer wieder einmal bei uns kleine Ces an die dann Passagiere oder bestellte Waren bei uns abholten oder brachten, ich sag euch was da alles mitten auf dem Fluss den Besitzer wechselte, Stühle, Menschen und Kartons mit uns unbekanntem Inhalt... An größeren Städten legten wir immer an und an den Piers waren kleine Kiosk aufgebaut und diverse Händlerinen und Händler kamen auf unsere Schiff und boten ihre Waren feil. Neue Mitreisende kamen hinzu und einige verliesen uns. Manchmal wirkte das Schiff doch recht voll nachdem wieder neue Gäste zugestiegen waren und wie die Indonisier so halt sind wird dann sofort das mitgebrachte Essen ausgepackt und sich erst einmal ordentlich gestärkt. Kurz bevor das Schiff dann seine weitere Reise antrat verlies aber mindestens die Hälfte von den "neuen" Passagieren wieder das Schiff, stellte sich ans Pier und winkte uns hinterher. Das kennen wir auch noch aus unserer Kindheit: früher haben wir immer unsere Sippe an den Bahnhof gebracht und von dort verabschiedet... Da uns hier ja  niemand persönlich verabschiedete beschränkte ich mich eben aufs winken...

 

 

Durian Verkäuferin am Pier
Durian Verkäuferin am Pier

Das war schon schön mit anzusehen, wie Sie in kleinen Grüppchen zusammen saßen, aßen oder gerne auch die meiste Zeit nur schliefen.  Meine "Schlafnachbarin" hat dann mit uns ihre Rambutans und ihre Schlangenfrucht geteilt, dankeschön fürs frische Obst... Unser Schiff lag im übrigen wie ein "Brett" im Fluss und es war eine Reise fast ohne "geschaukel".  Gegenüber den kleinen Ces Fahrern war unser Kapitän sehr rücksichtsvoll, da wurde der Motor gedrosselt damit die Ces durch die großen Wellen die wir verursachten nicht zum kentern gebracht wurden.

 

Irgendwann legt sich die Dämmerung über den Fluss und wir genießen den Gesang der Muezzins die zum Abendgebet rufen und aus den zahlreichen Moscheen die überall entlang des Ufers zu sehen sind zu uns herüber dringen. Manchmal hören wir zwei, drei Muezzins gleichzeitig das sich zu einem wunderschönen "ganzen" vereinigte obwohl es so verschieden war . Das war echt der Hammer als die arabischen Gesänge weit über den Fluss hallten, die Sonne langsam unterging und der Nebel sich über den Fluss legte... 

 

 

Abends kam dann auch irgendwann der Schaffner vorbei und auch wir wurden zur Kasse gebeten. Für die 350 Kilometer bis nach Melak wurden dann 125.000 Rupias (ca. 8 €) pro Fahrgast verlangt. Am späten Abend legten wir dann noch einen letzten offiziellen Stopp ein, Passagiere stiegen wieder aus und ein, das große Winke Winke fand wieder statt und wir legten wieder ab. Als wir dann schon unterwegs waren wurde mit großem entsetzen festgestellt, das ein Kind am Pier im Trubel der Verabschiedung wohl vergessen wurde, Schiff wieder zurück, das fehlende Kind noch eingeladen und weiter ging es... Langsam wurden auch wir müde, packten unsere Poncholiner und die geklauten Kissen aus dem Flugzeug aus und machten es uns zwischen den anderen schlafenden bequem. Selamat tidur - schlaf schön. Irgendwann kurz vor 1 Uhr nachts nach 18 Stunden auf dem Sugai Mahakam wurden wir von einem Crewmitglied wachgerüttelt: Hier ist Endstation, hier ist Melak... Wir wurden dann noch von einigen per Handschlag verabschiedet, den sobald man mit den Jungs und Mädels zusammen eine Nacht "verbracht" hat gehört das hier dann wohl zum guten Ton...

 

 

 

20.01. - 21.01 Melak

 

Nachdem wir unser Gepäck geschultert hatten, das Schiff verlassen hatten, der Pier hinter uns lag, wurden wir auch schon von einigen Ojek-Fahrern (Ojek = Moped) begrüßt die wissen wollten wo wir den übernachten wollen, nachdem Friedi unsere Unterkunft preisgegeben hatte waren sich alle einig es wäre ein weiter Weg aber Sie könnten uns gegen ein Entgeld gerne fahren. Da Friedi sich sicher war die Unterkunft wäre nur 50 Meter weiter lehnten wir dankend ab. Nach einer dreiviertel Stunde kamen wir dann glücklicherweise an einem zu später -oder früher Stunde wie auch immer- noch offenen Restaurant vorbei, da ich mittlerweile kurz vorm verdursten war beschlossen wir uns eine Flasche Wasser zu organisieren, die Jungs waren echt total lieb und brachten uns gleich zwei Gläser mit warmen abgekochten Wasser, na dankeschön wieder eine zu Verdurstende gerettet. Gekostet hat es wiedereinmal nichts, besten Dank dafür... Nach einer weiteren viertel Stunde hatten wir dann endlich unser Ziel erreicht... Nachdem wir irgendwann ausgeschlafen hatten wollten wir uns doch nun auch gerne einmal Melak bei Tag anschauen. Wir machten ein Moped "klar" und fuhren kreuz und quer durch die Stadt. Einige Kilometer weiter in Barong Tongkok soll heute sogar ein großer Dayak-Markt laut unserem Reiseführer stattfinden. Den Markt haben wir dann auch irgendwann nach langer Suche gefunden, auf dem Markt hätten wir uns dann auch fast verlaufen, zwei Reihe von Ständen und so ca. 20 Meter lang. Total toller Markt, danke lieber Loose... Auch egal machen wir uns auf den Weg nach Mencimai Eheng und Sekolaq Darat dort sollen Langhäuser der Dayak Tunjung stehen. Nach drei, vier Stunden etlichen erfolglosen nachfragens bei den Einheimischen, gaben wir dann die Suche auf... Wir beschlossen dann die Mopedtour und die Landschaft zu genießen was wirklich bedeutend entspannter für uns war. Trotzalledem war es ein toller Tag sich einfach den Wind um die Nase blasen zu lassen und mit dem Moped die Gegend selbst zu erkunden... Am Vormittag des nächsten Tages machen wir uns wieder mit unserem Gepäck beladen auf Richtung Pier, den wer nach 13 Uhr im Hotel auscheckt muss nochmals eine Nacht bezahlen und da hatten wir weiß Gott keine Lust drauf. Nun hatten wir noch voraussichtlich so gemütliche 5 Stunden Zeit bis unser Schiff kam um uns nach Muara Muntai zu bringen. Am Hafen nisteten wir uns dann sogleich beim Bäckerladen ein der wirklich die ganze Zeit die schönsten Kuchen und allerlei Gorengan (das ist fritiertes, z.B. Bananen, Gemüse, Tofu, Tempe und und und) herstellte. Der Laden war eine wahre Goldgrube die Köstlichkeiten gingen wie warme Semmeln über die Theke, es dauerte natürlich nicht lange bis ich mir einen Kuchenteller schnappte, auf das nicken des Besitzer wartete um dann unseren Teller zu füllen, noch die Deckel von den Töpfen öffnen, diverse Soßen mit dazu, noch zwei Eistee bestellt und die Wartezeit war versüsst... Ne Wartezeit war das ja nicht so wirklich, den hier war ja allerhand los, die ganze Kundschaft und auch was sich so alles auf der Straße tummelte. 

Es dauerte auch nicht lange und dann stattete der Hafenvorsteher uns im Bäckerladen einen Besuch ab. Nach ausgiebigem Plausch mit uns verabschiedete er sich dann und ging wieder seiner Arbeit nach. Es dauerte nicht lange und ich bemerkte das er wohl seinen Nachmittagskuchen stehen gelassen hatte, kurzerhand schnappte sich Friedi die Tüte (er wußte ja wo er arbeitet) und brachte sie ihm in sein klimatisiertes Büro, daraufhin wurde Friedi wohl gleich zu Kuchen und wahrscheinlich auch zu Kaffee eingeladen... Das war hier ein kommen und gehen sag ich euch. Irgendwann kam dann ein älterer Mann mit so einem Art Bauchladen auf uns zu gelaufen, in der einen Hand einen Stock und schlug auf seinen Bauchladen der daraufhin wundersame Trommelgeräusche von sich gab. Dann blieb er vor uns stehen und sagte: Rambut Gula. Worauf ich auf meine Haare zeigte und Rambut sagte, mit einem kräftigen nicken seinerseits bestätigte er mein gedachtes. Rambut Gula, mmmhhhh Haare Zucker, Zucker Haare, ahhhh vielleicht Zuckerwatte? Er öffnete seinen geheimnisvollen Bauchladen und wir sahen so etwas ähnliches wie rosa Fäden. Er setzte sich zu uns pries dann die Auslage mit dem ganzen Gorengan, worauf ich erneut einen Teller -diesmal aber nur zur Hälfte- mit diversen Sachen füllte. Wir saßen zusammen da und priesen gemeinsam das ach so lecker fritierte. Das ging ne ganze Weile so, bisjen gequatsche das übliche halt. Irgendwann stand er auf bezahlte die kpl. Snacks und beschloss ich müsste noch von Ihm, seinem tollen Verkaufsstand und Friedi ein Erinnerungsfoto schiessen. Gesagt getan, das Bild ist im Kasten... Und die Zuckerwatte war ein echtes kulinarisches Highlight... Was vielleicht noch erwähnenswert ist war der Tuppawaren-Verkäufer. Der kam mit seinem kleinen Pick-Up-Verkaufsstand der eigentlich eine fahrende Diskothek dem Geräuschpegel zu urteilen war die Straße runter zum Hafen gefahren, als er uns erblickte beschloss er wohl der freie Platz fünf Meter gegenüber wäre ideal um seine Tupperware anzupreisen. Es dauerte nicht lange und einige Hausfrauen begutachteten ausgiebig sein Warensortiment. Es gab Schöpfkellen, Eimer, Bütten und was weiß der Kuckuck nicht alles  in allen Farben und Größen. Oftmals wenn den Frauen z.B. eine Schüssel nicht zusagte schmieß er diese völligst elegant in einem hohen Bogen mittig auf seinen riesigen Verkaufsstand und die Schüsseln landeten jedesmal absolut treffsicher in einem passenden Gegenstück. Das war ja schon fast artistisch was der da so mit seinem Tuppa Stand abzog...

Mit einer Stunde Verspätung ging es dann um 19:00 Uhr weiter nach Muara Muntai. In Melak wurde noch schnell ein alter Mann mit einem völlig runtergerockten Krankenwagen angekarrt und zu viert wurde er mit seiner Trage den wackeligen steilen Steg runtergeschleppt. Es wurde noch schnell eine Matratze aus der 1 Klasse geholt, Opi drauf platziert, seine Infusion mit einem Strick an der Decke befestigt, noch irgendwelche Spritzen verabreicht und schon konnte es losgehen... Sungai Mahakam hat uns wieder...

 

 

 

22.01 Muara Muntai

 

Um halb Eins nachts erreichten wir dann ohne weitere Zwischenfälle die Anlegestelle von Muara Muntai. Es stiegen keine weiteren Passagiere zu und die einzigsten die das Schiff verließen waren Friedi und meine Persönlichkeit. Irgendwie so scheint es uns muss es eine wirklich tolle Uhrzeit sein um irgendwo in Kalimantan anzukommen... Am Pier war alles um diese Uhrzeit wie ausgestorben, weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Hier in Muara Muntai gibt es keine normalen Straßen, die Straßen der Stadt bestehen aus dicken Planken des widerstandsfähigen Eisenholzes und ragen, auf einer Pfahlkonstruktion ruhend, einige Meter über den Uferschlamm. Nachdem wir den Pier hinter uns gelassen hatten, standen wir dann mutterseelenalleine auf der "Hauptstraße". Rechts oder links? Die Frage wurde nichteinmal von uns ausgesprochen und wir gingen wie automatisch rechts und dann über kleinere Stege auf ein hell erleuchtetes Gebäude zu aus dem ein Wahnsinns Lärm kam und wo drei vier Mopeds davor abgestellt waren. Dort angekommen merkten wir ziemlich schnell das es sich um das E-Werk handelte, riesige Turbinen die den Ort mit Strom versorgten. Schnell mussten wir feststellen das das E-Werk "Führungslos" war und wohl alle Angestellten ausgeflogen waren. Nachdem wir unsere Besichtigungstour beendet hatten schleppten  wir unser Gepäck und uns weiter in die dunkle Nacht in der Hoffnung den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. So vielleicht nach einer halben Stunden Gepäckschlepperei stiessen wir auf eine Gruppe Männer die gemütlich bei Tee auf einer Terrasse rumlungerten. Als wir nach unserem Losmen (Guesthouse) fragten zeigten Sie in die Richtung zurück aus der wir gekommen waren. Nun gut dann eben wieder den ganzen Weg zurück.  Die Männer die mit einem dicken Knüppel "bewaffnet" waren folgten uns dann in relativ kurzem Abstand. Gedacht hatten wir uns definitiv nichts dabei und es erschien uns auch nicht sonderlich merkwürdig von einer Horde Männern mit Knüppel begleitet zu werden. Nach kurzer Zeit ging einer der Herren einige Stufen zu einer Terrasse hoch (der wird hier bestimmt wohnen) holte aus und schlug mit seinem Knüppel an einen großen Eisenpfahl, die Planken bebten und der Lärm war in der ansonsten stillen Nacht bestimmt meilenweit zu hören. Er kam wieder runter und der ach  so lustige Zug lief mit uns weiter in die dunkle Nacht... Es dauerte noch eine ganze Weile bis wir dann beschlossen das die Jungs hier wohl für Ordnung sorgen würden und fragten uns was es den so ach so gefährliches hier geben konnte... Am nächsten Metallpfahl angekommen wurde erneut der Knüppel geschwungen und kräftig einmal draufeingedroschen... Ja genau in diesem Moment hatten unsere müden Gehirne dann auch kapiert das wir hier in Nachtwächter-Hausen gelandet waren. Um es kurz zu machen, als der Knüppel zweimal an einen Pfosten geschlagen wurde hatten wir endlich das Losmen erreicht. Noch Mandi Mandi, auf dem Balkon im ersten Stock rumlungern, Kaffee trinken und den Nachtwächtern lauschen. Selamat tidur dan mimpi manis - gute Nacht und träume süss...

 

Den kompletten nächsten Tag erkunden wir den Ort. Die Häuser stehen alle auf Pfähle und sind teilweise mit einer liebe zum Detail in bunten Farben angemalt. Die Mopeds (Autos gibt es hier keine) donnern laut über die Holzplanken und die Menschen sind extrem relaxt. Ab und an wird unartigen Kinder damit gedroht das sie mit uns nach Deutschland müssen... Überall in den Straßen herrscht reges geschäftiges treiben, der frische Fisch vom morgentlichen Fang wird vorm Fischladen gewaschen und sortiert, die Hühnerfrau bereitet die bereits gerupften Hühner für den Verkauf vor, kleine Kuchen werden in rauen Mengen gebacken, Hähnchen werden in einer stundenlangen Prozedur bebinselt und über Feuer das mit Kokosnussschalen gemacht wurde zubereitet und der Moped-Eisladen ist den ganzen Tag mit seiner ach so typischen Art von Musik (die in ganz Asien immer die gleiche ist) zu hören und versucht sein Eis an die Menschen hier zu verkaufen. Den ganze Tag hört man Hühner gaggern und Hähne krähen die es hier in einer beachtlichen Menge gibt. Hier herrscht eindeutig ein vorbildlicher Warenumschlag und den Bewohnern geht es finanziell wohl sehr gut, Es wird verkauft und gleich nebenan wieder etwas anderes gekauft. Geld steht hier nie "still" es macht in einem atemberaubendem Tempo seine Runden... Nur wenn der Muezzin zum Abendgebot ertönt steht für einige Minuten der Ort still...

 

 

23.01 - 27.01 Tanjung Isuy 

 

Heute morgen soll es für uns mit einem gecharterten kleinen motorisiertem Langboot weiter nach Tanjung Isuy gehen. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Ces-Fahrer ging es dann auch tatsächlich für 300.000 Rp. (ca. 18 €) los. Die nächsten 1 1/2 Stunden fuhren wir dann durch einen Teil des größten Feuchtgebietes von Kalimanten. Sumpflandschaft soweit das Auge reicht... Wir befinden uns mitten in der riesigen Seenplatte von Ost-Kalimantan die mehr als 100 kleine und große, fischreiche, aber flachen Gewässer hat, die fast alle miteinander durch Flussläufe und Kanäle verbunden sind. Irgendwann passieren wir die große Banjar-Siedlung Jantur die das Tor zum Danau Jempang ist. Auf der weiten Seefläche verankert sieht man lange Reihen von Häusern, die einzeln auf dicken Flößen schwimmen. Unterwegs sehen wir zahlreiche Fischreiher und jede Menge andere Ces auf denen Fischer fleißig ihrer Arbeit nachgehen. Wenn es nach uns ginge könnte die Fahrt niemals enden... Nachdem wir noch das schwimmende Dorf Tanjung Haur passiert hatten. lag die offene Weite des 15.000 ha großen, aber nur 8 m tiefen Sees Danau Jempang vor uns. Die Biodiversität der hier lebenden Vogelarten mal nur so am Rande erwähnt... 

Nun lag Tanjung Isuy vor uns ein Dorf der indigenen Benuaq-Dayak. Unserem Ces Fahrer drückten wir noch kurzerhand einen handgeschriebenen Zettel in die Hand - logischerweise alles in indonesisch- mit Wochentag, Datum und Uhrzeit wann er uns hier wieder abholen sollte. Der Bootsführer studierte den Zettel, "strahlte", hielt beide Daumen nach oben, sagte ya ya und nicke kräftig. Nun war ja die Rückfahrt in einigen Tagen gesichert... Das erste was uns hier auffiehl war das es nur 1 Moschee gab und das die hier lebenden Menschen sich von ihrem Aussehen doch deutlich abgrenzten, andere Gesichter und ein deutlich "wilderes" Erscheinungsbild mit ihren teilweise welligen Haaren. Bei Tee und Gorengan knüpfen wir bei einer alten Frau direkt am Pier die ersten Kontakte und sie deutete zum Abschied uns noch den Weg zu einem umfunktionierten Langhaus das als Losmen für Gäste dient. Nach kurzem Fußmarsch erreichten wir dann auch unser neues Domiziel...

 

 

Selamat Datang - Orang Benuaq Dayak

Am Eingang zum Versammlungsplatz der zu unserem Langhaus gehört stehen große mystische Totemfiguren die die Besucher schon von weitem erblicken können. Im Vorhof der ein Versammlungsplatz ist und wo gelegentlich noch Zeremonien stattfinden steht eine beeindruckende Sammlung alter und neuer Geisterstatuen. Das Geländer und die Balken vom Langhaus sind mit vielen kunstvollen Dayak-Schnitzereien verziert und weitere unzählige Geisterstatuen reihen sich an der Hausfront . Im inneren empfängt uns eine angenehme Kühle und der große Vorraum hängt voller Büffel- und Hirschgeweihe, zahlreiche rituelle Gegenstände sind zu erblicken. Es gehen zwei lange Gänge ab, der rechte der privat von den Losmenbetreibern bewohnt wird und der linke der für zahlende Gäste zur Verfügung steht. Wir bekommen ein nettes kleines sauberes Zimmer mit Moskitonetz und Gemeinschaftsmandi/Hocktoilette zugewiesen. In unserem "Trakt" gibt es noch einen langen Gemeinschaftsflur und eine große Terrasse für alle. Zur Begrüßung gibt es Tee und Kaffee. Nun sind wir endlich bei den Dayaks angekommen...

 

Den restlichen Tag widmen wir uns unserer Schmutzwäsche -die es mittlerweile auch bitter nötig hat- und "dekorieren" anschließend das halbe Langhaus inklusive der Veranda. Die Rucksäcke waren leer und hier sah es wirklich wie in einem Waschsalon aus, überall roch es nach Rinso und Molto... Abends erkunden wir noch etwas das kleine Dorf mit seinen Holzhäusern die alle auf Stelzen gebaut sind - wir befinden uns hier im Sumpfgebiet-, machen weitere Bekanntschaften, eine alte Frau bietet uns noch kleine Dayak-Schnitzereien an. Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und wir schlafen mit einem wunderschönen Froschkonzert ein. Selamat Tidur - schlaf schön.

 

Als die Morgendämmerung den Tag begrüßt werden auch wir lautstark von Nachbars Hahn begrüßt der direkt unter unserem Fenster sein Kickeriki zum besten gibt. Hühner rennen aufgeregt flatternd und gaggernd unter unserem Zimmer umher und der Hahn gibt weiter das seine dazu... Der Nebel steigt langsam emporr und der neue Tag ist angebrochen. Ich organisiere in der Küche eine große Kanne heißes Wasser, Tee und Kaffee steht noch vom Vortag auf dem großen Gemeinschaftstisch und auch für uns fängt nun langsam ein neuer Tag an.

 

Irgendwann erschien dann die Tochter von den Losmenbetreibern (insgesamt wohnen mit uns hier 5 Menschen, wir zwei, die Tochter und Ihre Eltern) und teilte uns freudestrahlend mit: gestern am späten Abend wäre Sie hier im Dorf in einem Haus auf einer Heilungszeremonie gewesen. Eine solche religiöse Zeremonie wird vom Medizinmann / Manang (der auch eine Frau sein kann) ausgeführt. Er oder Sie ist von Zauber umgeben, heilt kranke Menschen, versetzt sich und andere in Trance und ist der Geschichten- und Legendenerzähler eines jeden Langhauses. Es wird getrommelt und getanzt und der Schamane in seiner traditionellen Kleidung leitet die Zeremonie. Oftmals wird ein Schwein und mehrere Hühner geopfert (bei großen Zeremonien auch ein Büffel). Hat man einmal mitten im Dschungel übernachtet und die Zikaden, Insekten, Frösche, Vögel oder Affen gehört - dazu noch Blitz und Donner eines tropischen Gewitters - dann kann man vielleicht verstehen, warum sich viele religiöse Vorstellungen der Dayak um diese einzigartige Geräuschkulisse drehen. In abgelegenen Langhäusern sind die Menschen noch heute Animisten - in anderen waren Missionare tätig und haben dem Geisterglauben noch eine christliche Variante dazugeliefert. Wir waren dann natürlich hocherfreut darüber das Sie uns so redseelig von der Zeremonie erzählte statts uns einfach zu fragen ob wir nicht reinzufälligerweise zusammen hingehen wollen. Thank you, very friendly...Naja jetzt mal unter uns: wenn ich ehrlich bin hätte ich zwei Touris von denen ich eigentlich überhaupt nichts weiss und erst ein paar Stunden kenne auch nicht mit zum Medizinmann geschleppt... Ja, ja da wird man ganz ganz schnell "gierig", nicht genug das wir ja schon in einem Langhaus wohnen dürfen... Was sich manchmal etwas schwierig gestaltete war die Essensbeschaffung: Bei uns gab es kein Restaurant und mitessen war auch nicht gerade angesagt. Im Dorf waren zwar zahlreiche kleine Rumah Makans, die allerdings zu 98% nur eine leere Auslage vorzuweisen hatten... Da half dann manchmal echt nur eins: Schuhe ausziehen, durchs Haus gehen (hinten war fast immer die Küche), dann versuchen die Chefin in der Küche nicht zu tode zu erschrecken, da mich diese eigentlich nie vorher hörte, und höflich nachzufragen: Makan Pagi? (Frühstück?). Bei den alten Frauen war das echt total easy, die plapperten dann sofort in indonesisch was so alles im Hause sei und das Frühstück war somit gesichert. Bei jungen Frauen war das manchmal echt schwierig, die sahen mich bekammen wohl Panik weil sie kein Englisch konnten und obwohl ich in indonesisch nachfragte wurde heftig der Kopf geschüttelt und in irgendeine Richtung gezeigt wo wir erneut unser Glück versuchen sollten. Das war dann Abends besonders schlimm für uns wenn es überall so verführerisch duftete und wir doch wirklich keine Ansprüche gestellt hätten und uns wirklich einfach über jedes Essen en Wolf gefreut hätten... Aber irgendwie sind wir trotzalledem niemals hungrig zu Bett gegangen..

 

Hier ganz in der Nähe nur 10 Kilometer weiter im Dayak-Dorf Mancong soll es ein schönes altes zweistöckiges Langhaus mit überdachten Balkonen und schönen Schnitzereien geben das wir in einem Tagesausflug etwas erkunden wollen. Da wir keine Lust auf teueren Charter hatten beschlossen wir die paar Kilometer zu Fuß zurück zu legen. Lange waren wir nicht unterwegs und dann wurden wir von einem Pick-Up Fahrer "eingelesen" der uns auf seiner Ladefläche bis nach Mancong mitnahm. Bei uns auf der Ladefläche war ein großer Karton der recht lediert war und mit Schnürren zusammengebunden war in dem sich getrockneten Fische befanden, durch das ganze gepolter auf der mit reichlich Schlaglöchern versehenen Straße dauerte es auch nicht lange bis der erste Fisch aus dem Karton rutschte und wenn das gerutsche ersteinmal anfängt dauert es auch nicht lange bis das ganze dann so richtig schön ins "rollen" kommt. Zum Schluß jedenfalls lag alles mit getrockneten Fischen voll und ich überlegte mir schon vielleicht so einen oder zwei oder am besten meine ganzen Hosentaschen damit vollzustopfen. Aber es blieb dann doch lediglich bei dieser ach so wunderbaren Vorstellung...

Mancong wenn ich daran zurückdenke komme ich wieder ins schwärmen, ein kleiner Fluß der idylisch durch das kleine ursprüngliche Dorf fließt, die einfachen Häuser die alle auf Stelzen stehen und die "Straßen" aus Eisenholz auf dicken Pfählen die tief im Morast verankert sind, Verbindungsbrücken vom rechten zum linken Flußufer, Klohäuschen die im Fluss stehen, wir sitzen im Schatten schauen dem gemächlichen treiben zu und sind uns einig das es hier das wahre ursprüngliche Kalimantan sein muss, genauso hatten wir uns das schon vor vielen Jahren vorgestellt. 

 

Friedi stattete der kleinen Dorfschule noch einen kurzen Besuch ab und sprengte den Unterricht, er streckte seinen Kopf durch die offene Tür sagte good morning, worauf die Kinder alle ganz artig mit good mooorningggggggg Sir antworten und er wurde dann wohl auch sofort vom Klassenlehrer zum Unterricht eingeladen, wie passend es wäre sowieso gerade Englischstunde... Ich beobachtete zwischenzeitlich eine alte Frau die gerade lange dünne Streifen vom Bambus abschält die später wahrscheinlich für Flechtarbeiten benötigt werden. Aber nun zum eigentlichen Grund unseres Ausfluges, dem Langhaus: Das ca. 60 m lange Gebäude steht leider leer, da die Dayak-Familien in die Wellblechhütten am Fluss umgesiedelt sind. Jede Großfamilie hatte ihren eigenen Raum (Bilek). Auf der dem Fluss abgewandten Seite befinden sich die Küchen, auf der gegenüberliegenden Seite verläuft durchgehend eine überdachte Veranda. Sie bildet einen Gemeinschaftsraum, von dem sämtliche Türen der einzelnen Bilek abgehen. Hier arbeitet man gemeinsam, es wird Reis gemahlen, Fischernetzte werden geflickt, man trifft sich und hier finden auch die Festlichkeiten statt. In meinem Kopf läuft das frühere Leben der ca. 100 Bewohner von diesem Langhaus wie ein Film ab... Schade das die Menschen hier nicht mehr gemeinsam wohnen... Von den unteren Bileks führen auch immer Luken die mit einer Leiter versehen sind in den zweiten Stock in das darüberliegende Zimmer, das Dach ist mit Holzschindeln gedeckt und Schnizereien verzieren das komplette Haus. Der Versammlungsplatz davor ist mit zahlreichen großen 2 - 3 m hohen Geisterstatuen bestückt...

 

Den Rückweg fuhren wir dann ganz komfortabel mit einem Jeep zurück und wurden von den zwei freundlichen Einheimischen sogar bis zu unserer Unterkunft gebracht: DANKE an dieser Stelle... 

Die Tage verstrichen und die "Kleine" von unserem Losmen erzählte uns das bei uns auf dem Versammlungsplatz für 7 Millionen (das sind ca. 430 €) Zeremonien für Touris abgehalten werden, aber auf "gefeaktes" hatten wir sowas von überhaupt keine Lust wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt. Da musste eine andere Lösung her... Wir hatten dann schon die eine oder andere Idee wie wir es anstellen könnten doch noch in den Genuss eines authentischen Rituals zu kommen... Einer von uns täuscht schreckliche Schmerzen vor und somit locken wir den Medizinmann gesamt Gefolgschaft zu uns in die Hütte. Alternativ könnte Friedi sein Black Sabbath T-Shirt anziehen und damit eine Geisteraustreibung provozieren (wird bestimmt dann recht lustig für mich wenn Friedi gefesselt und geknebelt draussen auf dem Vorplatz liegt und die Dorfgemeinschaft unter lautem gejohle den wild tanzenden Manang anfeuert), allerdings wird das nicht funktionieren da höchstwahrscheinlich niemand etwas mit dem Schriftzug Black Sabbath anfangen kann - Tidak ada Englisch ... Friedi stolzierte dann zwar den halben Tag mit seinem Shirt durchs Dorf aber leider ohne Erfolg...


Am letzten Abend so gegen halb zehn als wir uns gerade zum schlafen legten hörte Friedi dann plötzlich Trommeln, er schwang sich wieder in seine Klamotten, eilte vor zur Familie die noch Fernseh schaute, fragte nach und tatsächlich es wurde getrommelt, es fand wieder eine Zeremonie statt... Zurück bei uns im Zimmer konnten wir unser Glück kaum fassen, es brach die totale Hektik aus, anziehen, Kamera schnappen, Tabak nicht vergessen und so schnell es ging durch die Dunkelheit durchs halbe Dorf immer schön dem getrommel nach. 10 Minuten später war allerdings nichts mehr zu hören. Vielleicht waren wir ja in die falsche Richtung gelaufen und hörten deswegen nichts mehr, vielleicht war auch die Zeremonie zu ende. Das restliche Dorf noch in die andere Richtung abgeklappert, aber auch hier: es war nichts mehr zu hören. So eine SCHEISSE, das kann doch nun wirklich nicht wahr sein, zwei Zeremonien innerhalb von 5 Tagen und wir kriegen keine mit, ohhhhhhh Mann oh Mann, SCHEISSE... Zurück am Langhaus lauschten wir draussen noch eine Weile in die stille der Nacht... Nachdem wir mit Türklopfen auf uns aufmerksam gemacht hatten (das kpl. Langhaus war nachts von innen hermetisch abgeriegelt und besser als Alcatraz gesichert) wurde uns wieder Einlass gewährt. Ich schwörs euch: wir waren keine 5 Minuten zurück und das getrommel fing wieder lustig von vorne an...Ich dachte gleich krieg ich ne Krise und springe aus dem holzvergitterten Fenster raus. Wir diskutierten hin und her ob wir den Hochsicherheitstrakt erneut öffnen lassen sollen um dann zu später Stunde alle Schlafenden mit lautem Türklopfen aus ihren Träumen zu reißen damit wir wieder in unsere Betten schlüpfen konnten... Es gibt Entscheidungen im Leben, die hasse ich treffen zu müssen... Definitiv, wenn morgen der Urlaub zu Ende gewesen wäre, das wäre nur halb so schlimm gewesen wie die zweite "verpasste" Dayak-Zeremonie, Scheiße, Scheiße, Scheiße... Den Trommeln lauschten wir noch bis weit nach 24 Uhr... Meine letzten Worte zu Friedi bevor ich ins Land der Träume abtauchte waren: wenn ich morgen früh nicht aufstehen würde, hätte ich Depressionen er sollte mich einfach liegen lassen... Morgens bin ich dann wiedererwartend doch aufgestanden... Heute war der Tag der Rückreise, wir packten unsere Rucksäcke und machten uns auf zum Pier wo uns der Ces-Fahrer aus Muara Muntai wieder abholen sollte. Nach zwei Stunden des wartens wurde uns dann klar das niemand kam um uns abzuholen und uns auch niemand hinterher winken würde... Nochmal zur Erinnerung, wie war das vor ein paar Tagen? Ya, ya beide Daumen hoch und schön mit dem Kopf genickt...

Während ich unser Hab und Gut bewachte zog Friedi los und versuchte einen der Fischer "klar" zu machen der uns zurückbrachte. Die Suche blieb erfolglos... Nun wurde es aber langsam echt blöd für uns, nun traf vielleicht das ein wovon Friedi die ganze Zeit über schon geredet hatte: Unser Geld wurde langsam aber sicher knapp und weder eine Bank geschweige denn ein Money-Changer der Bares wechselte war greifbar, so wie es aussah (und das checkten wir schon die ganze Zeit ab) war eventuell erst wieder in Samarinda das Problem gelöst, hätte ich doch bloß keine Souvenirs hier gekauft... Naja, dann wieder zurück zum Langhaus und morgen früh um sechs versuchen einen Platz auf dem Lokal-Ces zu ergattern. Ich sah das ganze immer noch recht positiv, da ich überzeugt war das es wohl ein "Wink" des Schicksals sei da heute abend -wie soll es auch anders sein- 100%ig eine weitere Zeremonie stattfindet, davon war ich wirklich felsenfest überzeugt... Heute Abend gehen wir auf eine Zeremonie...

 

Kaum hatten wir wieder das halbe Langhaus mit unseren Sachen umdekoriert und uns nach den ganzen Anstrengungen ein Mandi gegönnt bekamen wir unerwarteten Besuch. Mittlerweile hatte es sich wohl rumgesprochen das wir einen willigen "Taxi-Fahrer" suchten, der Bootsführer verlangte dann auch gleich mal statts 300.000 Rp. sage und schreibe 800.000 Rp. - das ist tatsächlich auch der offiziele Preis für Charter! Genau deswegen hatten wir das im Vorfeld ja schon "dingfest" gemacht, wenn die wissen das man zurück muss geht der Preis mal ganz ganz schnell durch die Decke... Tja Problem; 800.000 soviel hatten wir aber leider nicht mehr. Nach recht langwierigen Verhandlungen erklärte er sich dann aber freundlicherweise bereit uns für 450.000 Rp. zu fahren. Also normal 300.000 + 100.000 für eine weitere Nacht hier sind 400.000 ist dann ne Differenz von 50.000 Rp (ca 3 €) die wir mehr bezahlt haben, Glück im Unglück. 

Auf em Rückweg
Auf em Rückweg

 

27.01 - 28.01 Muara Muntai 

 

Am späten Nachmittag waren wir dann wieder zurück bei den ausschließlich streng muslimischen Banjar von Muara Muntai. Glücklicherweise mussten wir durch die kaum zu ertragende Mittagshitze nicht unser Gepäck schleppen, sondern wurden an einem kleinen Steg keine 50 Meter von unserem Guesthouse entfernt abgesetzt. Blöderweise hatte die ortsansässige Bank schon geschlossen, Geldautomat gibt es nicht wie wir ja wissen und ob Bargeld gewechselt wird werden wir nun wohl oder übel erst morgen erfahren. Die nette Besitzerin von unserem Losmen freut sich über ein Wiedersehen, Ihr Vater schüttelt uns heftig die Hände und 100.000 Rp. wechseln noch schnell den Besitzer, Selamat Datang - Herzlich Willkommen... Da wir ja wissen das wirklich fast niemand in Kalimantan Englisch spricht malte ich einen Zettel mit einem Flussboot, einer Uhr ohne Zeiger und schrieb noch oben Muara Muntai -> Samarinda dazu. Nun ratet mal was ich wissen wollte? Rischdischhhh. Um wieviel Uhr das Flußtaxi von Muara Muntai nach Samarinda geht... Stolz wie Oscar mit meiner total genialen Idee, ich hätte mir am liebsten selbst auf die Schulter geklopft, gingen wir dann zur Losmenbesitzerin, die schnappte sich den Zettel, studierte diesen, griff nach ihrem Taschenrechner und tippte eine 5 ein. 

(5) lima pagi? Tidak ada pagi. 

(5) lima sore? Ya, ya. lima sore.

Geht doch... So die Sache war geklärt, morgen 5 Uhr am Nachmittag geht das Flußschiff... Mit unserem Zettel "bewaffnet" dem ich noch 17 SORE hinzugefügt hatte befragten wir -um wirklich sicher zu gehen- noch drei weitere Einheimische. Daumen hoch, ya, ya, und schön mit dem Kopf haben alle genickt. Der kleine Pier war dann laut dem ganzen Kopfgenicke auch die richtige Ablegestelle. 

Perfekt dann haben wir sogar noch ein bisjen Geld übrig, das hauen wir heute Abend gleich auf den Kopf. Zur Feier des Tages gab es für jeden ein Abendessen und dann ließen wir es sogar noch mit einem Eiscafe so richtig krachen... Am nächsten Morgen gingen wir dann noch zur Bank um zu klären ob eventuell unsere Euros in Rupiahs gewechselt werden, nein das wäre hier nicht möglich, eventuell in Tenggarong oder erst wieder in Samarinda. Schade den zwischenzeitlich hatten wir uns überlegt noch einen Trip zu den Mahakam-Delfinen zu unternehmen die in einem kleinen Seitenarm des Mahakam beheimatet sind. Als wir dann so um 15 Uhr wie die gesattelten Hühner bei uns im Flur standen kam zufälligerweise die Besitzerin und schaute uns völligst ungläubig an, murmelte etwas in indonesisch, schnappte sich die große Uhr von der Wand und zeigte auf 1 Uhr... Ich glaub ich bin im falschen Film, kann bitte jemand die Stop Taste drücken und zurückspulen? O.k. jetzt sind wir quasi Bankrott und können noch 10 Stunden warten. Herzlichen Glückwunsch... Toller Zettel, tolle Idee... Ich fragte dann die Besitzerin ob es o.k. wäre im Flur zu warten da es draussen eine Affenhitze wäre und wir nicht so genau wissen wie wir das den überstehen sollen. Die nette Besitzerin zeigte sich von ihrer besten Seite und steckte sogar den Zimmerschlüssel wieder an die Tür. Ins Zimmer zu gehen haben wir uns dann aber nicht getraut, nicht das wir 100.000 Rp. zahlen müssen die wir ja eh nicht mehr haben. Wir hatten echt Glück, hier gibt es nämlich Tee, Kaffee und Wasser für umme... Den restlichen Tag plünderen wir dann mehr oder weniger frohgelaunt die Kaffeebar, gingen kostenlos duschen und füllten unsere leeren Wasserflaschen am Wasserspender nach... Irgendwann kam natürlich auch der Hunger, Friedi klebte sich dann den geklauten Aufkleber "WAKE ME UP FOR MEAL" aus dem Flugzeug auf seine Stirn und wollte sich ein schattiges Plätzchen auf der Hauptstraße suchen... Ich bereute es währendessen das ich die Modelierballons zu Hause vergessen hatte, daraus hätte ich Pudel für 5.000 Rp. oder z.B. große Palmen mit Affen für 10.000 Rp. machen können, ob es Anklang gefunden hätte bei den Kindern sei mal so in den Raum gestellt. Im zunehmenden Hungerwahnsinn verflogten wir noch unzählige weitere Pläne bezüglich der Essensbeschaffung. Gegenüber bei der Hühnchenfrau der Katze unter dem Tisch den Platz streitig machen, da fällt auch hin und wieder etwas unter den Tisch... 

 

Man beachte die Katze rechts unterm Tisch
Man beachte die Katze rechts unterm Tisch

Warten bis die freche Katze der Fischfrau einen Fisch stibitzt und die Katze mit dem geklauten Fisch zur Strecke bringen... Ideen hatten wir wahrlich genug. Wenn wir nicht gerade unseren kreativen Ideen ihren freien Lauf ließen zählten wir unser restliches Geld, ja es schien so etwas wie eine neue Freizeitbeschäftigung zu werden, Geld zählen und darüber zu philosophieren was wohl tatsächlich die Fahrt zurück nach Samarinda kosten könnte. Entzückt stellte ich dann auch bei der ganzen Geldzählerei fest das wir pro Person seid wir in Kalimantan sind 200 Euro großzügig unters Volk gebracht hatten. Kurz bevor wir dann wirklich nicht mehr zurechnungsfähig waren organisierte Friedi dann ein Päckchen Kekse für uns. Jeder um die 10 kleine Kekse das wird uns doch schon irgendwie vor dem Hungertod retten... Gegen 22 Uhr gingen wir dann an die Boots-Ablegestelle. Eine halbe Stunde später gesellten sich drei Einheimische Jugendliche dazu und starrten uns völligst perplex an wie wir so mit unseren Rucksäcken am Pier in der Dunkelheit saßen. Wir wurden dann gefragt was wir hier den tun würden und Friedi antwortete aufs Schiff warten, die schüttelten dann den Kopf und sagten das das Boot aber erst morgen um 5 Uhr nachmittags gehen würde. Hääähhhh? Bitte Stop drücken, Pause drücken oder ganz ganz schnell zurückspulen, irgend etwas ist mir total wurscht, bitte nicht morgen um fünf... Ne das geht doch heute? Nach Melak? Nein nach Samarinda. Um wieviel Uhr? 1 Uhr nachts. Aber das ist hier der falsche Pier am großen Pier gehen die Schiffe nach Samarinda. Wenn das alles ist, das wäre ja einfach, nur das Gepäck ne halbe Stunde durch die Nacht zu tragen... Am vermeintlich richtigen Pier angekommen gaben wir dann jedem vorbeikommenden Boot mit unseren Taschenlampen Lichtsignale in der Hoffnung irgendwer nimmt uns irgendwohin mit. Das blöde war das direkt an der Ablegestelle ein anderes großes Boot ankerte und wir die Befürchtung hatten nicht gesehen zu werden. Ich plapperte die ganze Zeit ständig das um 1 Uhr das Schiff ganz sicher kommen würde und Friedi machte schon Pläne wer die erste Nachtwache übernimmt damit wir bloss nicht das Schiff -wenn es den tatsächlich kommen sollte- verpassen würden. Als wir dann so richtig schön am Höhepunkt von unserem Dillirum angekommen waren schmiedete wir noch eventuelle Notfallpläne wenn das Schiff doch nicht kommen sollte. Auf alle Fälle das überdachte Wartehäuschen in Deutsche Hand bringen damit wir morgen wenn die große Hitzewelle kommt keinen Vogel bekommen und der in unserem Kopf wie in einem Käfig wild hin und her hüpft. Mit den zwei Sitzbänken verbarrikadieren wir den Zugang zum Wartehäuschen, ein Teil unsere Klamotten hängen wir über unserer Wäscheleine die wir kreuz und quer durchs ganze offene Hüttchen spannen, die restlichen Kleider schmeissen wir quer über den Boden das sieht ja auch immer ganz toll aus und zum krönenden Abschluß hängen wir noch (an den Nagel direkt über der Tür) Friedis Kulturbeutel mit seinem Rasierzeug und seiner Zahnbürste. Wir sind uns sicher das sind doch eindeutige Zeichen einer feindlichen Übernahme eines Wartehäuschen in den weiten Sumpfebenen Kalimantans. Aber das allerbeste kommt jetzt noch und zwar: Wenn die dann tatsächlich denken sie könnten sich ins Wartehäuschen setzen wenn so schön die Sonne brutzelt ham sie leider falsch gedacht. Das ist total ausgeklügelt von uns. Wir stellen uns dann hin, beide Daumen hoch, ya, ya und immer schön mit dem Kopf nicken, ABER Ihr kommt hier nicht rein... Echt geiler Plan ich freu mich riesig wenn morgen die Sonne aufgeht... Wenn ich so im nach hinein darüber nachdenke wären wir in dieser Nacht für den Medizinmann (so in unserem kurz vorm Wahnsinn gepackten irren "Ritt" unserer Achterbahn fahrenden Gefühlswelt) sicherlich ein gefundenes "fressen" gewesen... Ihr werdet es nicht glauben: um kurz nach 1 Uhr nachts kam dann tatsächlich das Schiff und das allerbeste, es reagierte sogar auf unsere S.O.S. Signale. Als das Schiff dann "beidrehte" und in unsere Richtung steuerte, tanzte ich unter lautem Gelächter auf dem Pier rum... Nur noch über das Schiff klettern das vor uns ankert und es konnte Richtung Samarinda gehen. Friedi der vor mir das Schiff bestieg wurde dann sofort von drei Touristen überfallen die nachts kurz nach ein Uhr Friedi lauthals schreiend mit Fragen bombadierten: Wart ihr bei den Dayaks?, wo habt ihr gewohnt?, wie kommt man hier zum Hotel? und und und. Endlich auf dem Schiff, suchten wir uns zwischen all den Schlafenden, den Mopeds und diversen Holzkisten einen Schlafplatz, packten unsere Poncholiner und Kissen aus und schliefen seelig bis zum nächsten morgen.

 

Boardküche
Boardküche

Ihr könnt euch echt nicht vorstellen wie bequem so ein Holzboden auf dem Schiff sein kann. Seid wir auf dem Mahakam unterwegs sind, ich glaube das waren jetzt über sieben Tage, hatten wir nicht ein vernünftiges Bett, die Lattenroste waren grob behauene Latten die extrem dünn waren und jedesmal wenn Friedi sich rumdrehte passten sich die Latten seiner neuen Schlafposition an und standen unterschiedlich hoch, wodurch sich meine Liegeposition auch deutlich veränderte. Die Matrazen waren noch keine drei Zentimeter dick was eindeutig auch nicht für mehr Komfort sorgte. Wir sind ja wirklich nicht sonderich anspruchsvoll aber nach unzähligen Nächten in denen man nicht einmal durchschlafen konnte freut man sich wie irre auf ein Schiff mit Holzplanken die nicht bei der kleinsten Bewegung einer frei schwebenden Hängebrücke gleichen... Als morgens dann der Schaffner auch bei uns abkassierte konnten wir unser Glück kaum fassen: Wir hatten doch tatsächlich noch etwas Geld übrig, sofort stürmten wir die Bordküche, orderten Kaffee und schlugen uns den Bauch mit Suppe voll, das war ein Freudenfest sag ich euch... Gegen 13 Uhr erreichten wir den "sicheren" Hafen von Samarinda. Was wirklich seltsam war das während wir den Mahakam bereisten, die Einheimischen nicht einmal am kotzen waren. Vielleicht lag es ja daran das die Flussschiffe wie ein Brett - ähnlich wie ein Formel 1 Rennwagen auf der Straße lagen...

 

 

 

29.01 . 31.01 Samarinda 

 

Daumen hoch und ab ins Bett...
Daumen hoch und ab ins Bett...

Über Samarinda gibt es nicht so viel zu erzählen, wir plünderten die Geldautomaten rings um unser Hotel, genossen das klimatisierte Hotelzimmer und planten die Weiterreise nach Pulau Derawan. Ich "vergnügte" mich ein wenig mit unserem Tourtagebuch und Friedi ließ sich mit der hauseigenen Streetchlimo -die in Wirklichkeit natürlich nur ein kleiner normaler PKW war- zum Travel-Agent fahren um unsere Flugtickets zu organisieren. Während Friedi in der Lobby auf seinen Chauffeuer wartete legten noch zwei junge Burschen die den Boden putzten eine kleine Showeinlage aufs Parkett. Beide mit ihrem Wischmop bewaffnet, der eine von den beiden schmetterte wohl die neuesten indonesischen Hits in den Mop und der andere klimperte auf seiner Mop-Gitarre dazu und der Portier an der Tür schüttelte seinen Kopf, ich sag euch: wenn die mal so richtig "losgelöst" sind kennen die auch kein zurück mehr... Friedis Taxifahrer entpuppte sich dann wohl als wahres Sprachgenie der glücklicherweise sehr gut Englisch sprach und im Reisebüro als Dolmetscher fungierte, da -wie soll es auch wieder anders sein- alle nur indonesisch sprachen. Vergnügt und frohgelaunt kam Friedi mit den Flugtickets in der Hosentasche von Kalstar-Airline für 900.000 Rp. p.P. zurück. Wir waren unendlich happy, den schließlich hatten die im Reisebüro nicht beide Daumen nach oben gestreckt, ya ya gesagt, heftig mit dem Kopf genickt und uns dann so rein zufälligerweise eine Tiersafari nach Sibirien vertickert... 

 

 

Der Landeanflug
Der Landeanflug

31.01 - 10.02 Pulau Kepulauan Derawan 

 

Am Flughafen beim check-inn wurde unser Gepäck gewogen, dann dürften wir noch auf die Waage und mit einer kleinen Proppelermaschine ging es dann in einer dreiviertel Stunde nach Berau. Als der Flieger plötzlich im Sinkflug war wussten wir so garnicht wo der den eigentlich landen will, denn außer Regenwald war weit und breit nichts anderes zu sehen. Die Landebahn tauchte dann sprichwörtlich im letzten Moment auf, so einen "Dschungelflughafen" hatten wir auch noch nie angeflogen... Am Airport mussten wir dann wohl oder übel einen Jeep chartern der uns in 3 Stunden auf einer Schlaglochpiste bis zur Ablegestelle nach Tanjung Batu brachte. Dort endlich angekommen ging es dann auch gleich mit einem gechartertem Motorboot auf die Insel Derawan weiter. Mein Hirn das ja schon auf der Autofahrt schwerstens in seiner Hirnbrühe von oben nach unten katapuliert wurde (und sich eh schon wie ein Ping-Pong Ball benahm) bekam nun auf der halbstündigen halsbrecherischen Fahrt über das offene Meer den Rest. Das Glasfaser-Motorboot mit unserem wohl offensichtlich vom Teufel besessenen Fahrer jagdte in einem Affentempo mit seiner Nußschale über die raue See. Das Boot klatschte nicht nur ständig von oben nach unten (die meiste Zeit "schwebte" der Bug eh 1 Meter über dem Wasser) sonder flog auch ständig von rechts nach links. Das ganze schien eine Art Speedboot-Achterbahn zu sein. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen das ich ohne eine Gehirnerschütterung wohl nicht aus dieser Nummer heraus kommen würde. Irgendwann während der Fahrt sagte ich dann zu Friedi das ich den Fahrer der uns wohl offensichtlich gesamt unserem Gepäck im Meer versinken wollte, zum Dank dann in der Celebes-See eigenhändig ersäufen würde und eins sag ich euch: das meinte ich wirklich tot ernst. wenn der uns zum kentern bringt kann der sich die Fische von unten anguggen... Ist ja schließlich auch keine Kaffeefahrt hier...

 

Herman der "Lebensmüde"   /   Apa? (Was?) Ich fahr immer so...
Herman der "Lebensmüde" / Apa? (Was?) Ich fahr immer so...

 

So ein schöner Tag... Das Glück klebte uns wahrlich an den Fersen. Stellt euch mal vor: heute ist chinesisches Neujahr, ja genau sind wir nicht wahre Glückspilze?... Bei 45° Grad im Schatten und mit meinem neuen Begleiter Mister Preßlufthammer im Kopf suchten wir über eine geschlagene Stunde eine Unterkunft, sorry we are full is chines new year... Ich kann die "China-Männer" eh nicht leiden aber jetzt ham se endgültig verkackt... Ham uns die besten und schönsten Hütten vor der Nase "weggeschnappt". Für uns gab es dann ein Mini-Zimmer ähnlich einem Brutkasten für Eier (aus denen noch Küken schlüpfen sollen), sogar mit Fan, wirklich ganz toll bei dieser Hitze. Den restlichen Tag wurden wir dann von den Lokal-Paparazzie-Touristen mit Fotoshoutings bei Laune gehalten, bitte weiter rechts hinstellen und vielleicht noch ein weiteres Foto an einer anderen Lokation, eventuell auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln? Pulau Derawan am chinisischen Neujahr ist wirklich extrem empfehlenswert, wer Lust und Zeit hat kommt am besten gleich vorbei und kann bei dem ganzen Spass hier gerne auch noch mitmachen... Nach zwei Tagen war der Hokus-Pokus leider wieder vorbei und Derawan war sozusagen menschenleer. Außer den ca. 1.500 Einheimischen die sich mit einer Handvoll Touristen die 45 ha kleine Insel "teilten" und ihren täglichen Verpflichtungen nachgingen nahm alles seinen gemächlichen Lauf... 

 

 

Was ich jetzt noch unbedingt loswerden muss: die Einheimischen und die handvoll anderen Touristen hier auf der Insel hielten uns total oft für Australier. Die Surfertypen sind wir nun ja wirklich nicht so...

 

O B W O H L...

 

Hang Loose - Extrem-Palm-Surfing!!! 

 

Kepulauan Derawan: Nur 40 km vor der Küste von Berau liegen die winzigen Derawan-Inseln, Touristisches Zentrum der paradiesischen Inselgruppe mit weißen, von Palmen gesäumten Sandstränden, türkisfarbenem Meer ist Pulau Derawan. Die kleine Insel kann man ganz gemütlich in einer Stunde zu Fuß umrunden. Derawan mit seinen schönen bunten Häusern hat einen ganz besonderen Flair, keine Autos, kleine meist einfache Unterkünfte, Fischlokale und einige Souvenirläden. Die Touristen kann man an zehn Fingern abzählen und abends kurz nach Sonnenuntergang zieht die Fischfrau mit ihrem Handkarren durchs Dorf und ruft laut: Ikan, Ikan, Ikaaaannnn und versorgt die Bewohner mit fangfrischen Fisch und so allerlei Meeresfrüchten. So leicht paradisisch finden wir es hier schon... Nach unserem "Umzug" in ein "Meereshaus" hatten wir es nun auch endlich mal so richtig schön...

 

An dem ruhigeren Oststrand von Pulau Derawan, wo es keine Losmen gibt, legen in den späten Abendstunden Meeresschildkröten ihre Eier in den Sand. Von unserem Balkon aus beobachten wir schon kurz nach Sonnenaufgang die zahlreichen riesigen Meeresschildkröten (manchmal bis zu 5 Stück gleichzeitig) die direkt unter uns im Wasser den Meeresgrund der mit Seegras bedeckt ist abgrasen. Das wir so etwas quasi rund um die Uhr beobachten können hätte ich wahrlich nicht für möglich gehalten. Wir wußten zwar schon im Vorfeld das es hier grüne Meeresschildkröten gibt -das war ja auch der Grund warum wir dieses Eiland besuchten- aber damit hätten wir wirklich nicht gerechnet. Auf den Schildkröten die eigentlich immer über einen Meter groß waren "saßen" oftmals große "Putzerfische" die sich mit ihren Saugnäpfen an die Schildkrötenpanzer "andockten" um diese von Parasiten zu befreien. Ich hab hier echt en neues Hobby: Schildkrötenbeobachtung und Erforschung ihrer Lebensweise...

 

Mit Herrman und seinem Motorboot "Ferry" (jeder hat schließlich ne zweite Chance verdient) unternahmen wir zwei dann noch einen Schnorcheltrip zu den umliegenden Inselchen. Herman organisierte für uns drei noch das Mittagessen und der Tagesausflug konnte beginnen.... 

 

Eine absolute Besonderheit und weltweit sonst nur mit Mikronesien vergleichbar, ist die Süßwasserlagune von Pulau Kakaban, die vor 90 000 Jahren durch vulkanische Aktivität entstanden ist. Seitdem haben sich in dem See einzigartige, nicht nesselnde Ohrenquallen vermehrt. Mit Schnorchelausrüstung springt man in den See voller Quallen und kann die wundersamen Tiere aus nächster Nähe begutachten und behutsam anfassen. 

 

Pulau Sangalaki ist eine der kleinsten Nachbarinseln mit Südseefeeling pur und dafür bekannt, dass bei einsetzender Flut täglich Schwärme von bis zu 20 Mantarochen auf der Suche nach Plankton vor der Küste vorbeiziehen. Mit unserer Schnorchelausrüstung bewaffnet erkundeten wir die Unterwasserwelt mit ihren Korallengärten und schwamen dann noch zur "Krönung" mit einer Meeresschildkröte Richtung offenes Meer..

 

Am Strand lag alles mit leeren Schildkröteneiern voll und während Friedi unseren Rucksack aus dem Boot holte den wir vergessen hatten, grinste Herrman mich an, und "verschleppte" mich zur Schildkröten-Aufzuchtsstation bei der die Ranger versuchen die geschlüpften Tierchen aufzupäppeln... Friedi zeigte ich hinterher natürlich auch die Station... Also jetzt mal ohne Flacks: Herrman ist doch nicht so übel...

 

 

Ansonsten machten wir all das was Mann und Frau auf einer Insel eben so treibt... Schwimmen gehen, Spaziergänge am Strand, abends nach Flughunden Ausschau halten,Schwärme von fliegenden Fischen beobachten, Wettrennen mit Waranen veranstalten oder was wir am allerliebsten taten: relaxen, die Inselbewohner beobachten und abhängen... 

 

 

Friedi und ich waren uns absolut einig, das wir echt großes Glück hatten, den wer weiß was aus diesem kleinen "Paradies" schon in vielleicht nur 10 Jahren geworden ist... Ja, schön war die Zeit...

 

 

Ja das wars dann quasi auch aus Kalimantan. Herrman die alte "Plaudertasche" der nach der Lampen-Zusammenbau-Aktion (ne wir waren nicht Bankrott, ich hatte nur nichts anderes zu tun!) schon fast en guter Kumpel von uns war brachte uns wieder zum Festland zurück, wir flogen noch von Berau nach Hypnose zurück. Von Hypnose nach KL und nun sitzen wir sogar gerade schon wieder in Dubai und warten auf unseren Anschlussflug nach Frankfurt...

 

Wir hoffen Ihr hattet ein wenig Spass, wir jedenfalls hatten mehr als genug davon...

 

Resüme: KALIMANTAN WAR SCHON SO RICHTIG GEIL...

 

Und zu guter letzt: Ich kanns auch...

 

 

 

 

 

 

GÄSTEBUCH:

Post von euch für uns...

Anweisung für Ungeübte und an Alle die es noch nicht wissen sollten: Bitte beim kacken NICHT auf die Klobrille stellen
Anweisung für Ungeübte und an Alle die es noch nicht wissen sollten: Bitte beim kacken NICHT auf die Klobrille stellen